antropologi.info - Ethnologie / Sozialanthropologie / Kulturanthropologie Blog

    Nordisk | English | Anthropology Newspaper | Anthropology Journal Ticker | Journals | Kontakt

Verständliche Wissenschaft: Der Siegeszug der Science Slams

von lorenz am Okt 25, 2010 in Ethnologie allgemein, Wissensvermittlung

Mit Zeichentrickserien seine Forschung über die Lebenswelt indischer Migranten erklären? In höchstens 10 Minuten? Auf einer Konzertbühne, während die Zuhörer Bier trinken?

In immer mehr Städten werden Science-Slams veranstaltet, wo Wissenschaftler auf möglichst unterhaltsame und anschauliche Weise ihre Forschungsprojekte erklären. Wie bei einem Poetry Slam bestimmt das Publikum dann einen Sieger.

In Münster lockte dieser Wissenschaftswettstreit letzte Woche wieder viele Zuschauer, meldet die Münstersche Zeitung. Lange Schlangen vor dem Eingang. Viele mussten wieder nach Hause gehen. Es gab nur 350 Plätze.

Darunter war laut ddp auch Ethnologin Julia Koch. Sie verweiste auf den aus der US-amerikanischen Zeichentrickserie “Simpsons” bekannten Inder Apu, um den Zuhörern das Leben indischer Migranten in Südafrika, speziell deren Heiratspraktiken, nahezubringen.

“Unsere Forschung wird ja zu einem großen Teil durch öffentliche Gelder bezahlt. Ich finde, da hat jeder das Recht zu erfahren, was wir da machen", sagt Biochemiker Patrick Seelheim in der WELT.

Mehr zu Science Slams auf http://scienceslammuenster.blogsport.de und http://www.scienceslam.org

Vorträge auf Konferenzen sind oft eintönig. In letzter Zeit ist mit vielen neuen Präsentationsformen experimentiert worden, siehe meine früheren Beiträge Pecha Kucha - the future of presenting papers? und die Kommentare zu Beware: No Pecha Kucha allowed without consent from Tokyo.

This entry was posted by admin and filed under Ethnologie allgemein, Wissensvermittlung.
  • « Ethnologie in Halle: Wieder Proteste gegen Kürzungen
  • Frauen auf dem Land: 150 Jahre Multitasking »

5 Kommentare

Kommentar von: Karsten Brabänder

Karsten Brabänder

Wissenschaft und Gesellschaft haben sich zu weit voneinander entfernt. Wenn durch diese Science-Slams auch nur ein kleiner Teil der Bevölkerung wieder an der Wissensgesellschaft beteiligt wird, und das Wissen nicht mehr nur als Allgemeingut einer kleinen Gruppe von Akademikern verstanden wird, dann kann man das nur gutheißen.

Im Grunde ist es nichts neues. Während der Biedermeier-Zeit und auch während der Zeit des Kaiserreiches war es übrigens normal, dass das Bildungsbürgertum abends zu Vorträgen ging - es lief damals so ab, wie heute bei einem Kinobesuch. Wenn ich an meine Vorträge denke, bei denen Menschen kaum zu atmen wagen, um ja kein Aufsehen zu erregen, dann verstehe ich, wie weit wir Europäer uns eigentlich von einem “natürlichen” Verhalten entfernt haben.

Im Übrigen, einen unverständlichen Aufsatz oder eine Monographie zu schreiben, können viele Wissenschaftler. Etwas verständlich zu erklären, diese Fähigkeit ist doch den wenigsten beschieden…

26.10.10 @ 02:56

Kommentar von: lorenz

admin

Ja, wissenschaftliche Vortrage sind im allgemeinen sehr gefragt, und nicht nur beim sogenannten Bildungsbuergertum. Das merke ich immer wieder. Man muss sein Wissen nur ansprechend darbieten. Das ergibt jedoch leider kein akademisches Kapital. Man darf nur hoffen, dass sich das aendert, dass sich nicht jeder den herrschenden Gepflogenheiten unterordnet

27.10.10 @ 00:19

Kommentar von: Marcus Nolden

Marcus Nolden

Ja eine engere Bindung von Wissenschaft und Gesellschaft wäre schön und ich denke auch für alle förderlich. Den Einwand das ansprechend präsentiertes Wissen kein akademisches Kapital ergibt möchte ich allerdings noch um einen Punkt ergänzen.

Die Anwendung von Fachsprachen dient ja auch der Abgrenzung wissenschaftlicher Bereiche von anderen gesellschaftlichen Feldern. Dieser Aspekt erscheint mir schon wichtig / berechtigt und ist so denke ich nicht in seiner Bedeutung zu unterschätzen.

Aber evtl. ist es ja ein Weg Bewusstsein dafür zu schaffen, dass wissenschaftliches Wissen unterschiedliche Präsentationsformen benötigt und zwar je nach Adressaten. Die engere Verbindung von Wissenschaft und Gesellschaft müsste dann - meiner Meinung nach - auch innerhalb der wissenschaftlichen Ausbildung an Rang gewinnen und zu einem wichtigeren Bereich werden. Sind doch für die Wissenschaft beide Bereiche - in meiner Wahrnehmung - von immens hoher Bedeutung.

Wissenschaft ist ebenso von Gesellschaft, wie Gesellschaft von Wissenschaft abhängig ist. Vielleicht gibt es ja in Zukunft immer mehr ForscherInnen die sich dessen annehmen und nach Möglichkeiten der Vereinbarkeit suchen werden.

Schön wäre es auf jeden Fall. Viele Grüße. &#59;)

29.10.10 @ 10:49

Kommentar von: lorenz

admin

Ja, Fachsprachen mögen manchmal notwendig sein, doch ich denke in den meisten Fällen liesse sich das umgehen. Sätze wie

“Assuming that space is multiple and continuosly constituted through social interrelations between different subjects and through material practices in which distinct objects are relevant, I have attempted to show the co-extistence of differently constituted spatialities or spaces in Amazonia.”

sind auch keine grosse Freude für andere Ethnologen, oder?

31.10.10 @ 23:01

Kommentar von: Marcus Nolden

Marcus Nolden

Ja - ohne viele Worte - das ist wahr &#59;)

01.11.10 @ 12:28


Formular wird geladen...

Suche

Neueste Beiträge

  • Paywalls überall: Wie kann man sich noch über Sozial- und Kulturanthropologie / Ethnologie informieren?
  • Was ist Natur? Wer darf über sie bestimmen? Kulturanthropologen erforschen die Rückkehr des Wolfes
  • "Je diverser die Gegend ist, um so weniger hat sie mit Landflucht zu kämpfen"
  • Was haben Corona-Hamsterkäufe mit der AIDS-Epidemie zu tun?
  • Migrationspolitik: "Abgelehnte Asylbewerber sind die perfekten Ansprechpartner"

International

  • antropologi.info is 20 years old - some (unfinished) notes and thoughts
  • More dangerous research: Anthropologist detained, beaten, forcibly disappeared in Egypt
  • When research becomes dangerous: Anthropologist facing jail smuggles himself out over snowy mountains
  • In Europe, more than two thirds of all academic anthropologists are living in precarity

Neueste Kommentare

  • Fachkollegin am Die zweifelhalften Kampagnen von Survival International
  • Christoph Antweiler am Populärethnologie von Christoph Antweiler: Heimat Mensch. Was uns alle verbindet
  • Dieter Haller am Neuer dtv-Atlas Ethnologie verhöhnt die Leserschaft?
  • Ute Hartmann am Neue Übersicht für Stellenangebote und Ankündigungen
  • ulrichdietl am Was ist Ethnologie? Eine schöne Definition

Categories

  • All

Nur Ergebnisse behalten, die zu Folgendem passen:

XML-Feeds

  • RSS 2.0: Beiträge, Kommentare
  • Atom: Beiträge, Kommentare
What is RSS?

User tools

  • Admin

©2025 by Lorenz Khazaleh • Kontakt • Hilfe • Run your own website!