antisemitismus und ethnologie

leia @, Donnerstag, 07.12.2006, 16:12 (vor 6343 Tagen) @ shinju

» Ist der Titel eine Frage oder setzt du das schon voraus>
ausgehend von bestehender literatur und aktuellen diskussionen und studien zum sog. "neuen antisemitismus" ging ich mit der hypothese ins feld, dass antisemitismus teil der diskurse der jugendlichen sein wird und es einen zusammenhang zu identitätskonzepten geben würde. das wurde sehr schnell bestätigt in ersten interviews und teilnehmenden beobachtungen.

» Wie erhebst du Daten> Wenn du Interviews machst und die Befragten deinen
» Titel kennen, dann wirst du eine enorme Verzerrung haben.
klar. ich hab die datenerhebungsphase mittlerweile abgeschlossen. ich habe in den ersten monaten nur teilnehmende beobachtung gemacht und von mir aus das thema antisemitismus nicht in gespräche eingebracht. es war ziemlich schnell klar, dass juden/jüdinnen, israel etc. von den kids selber ständig angesprochen werden. bei den interviews habe ich gesagt, dass es mir um die lebenswelten von jugendlichen und ihre einstellungen zu politischen fragestellungen geht. aus forschungsethischer perspektive bin ich nicht glücklich damit, weil es zwar keine lüge aber auch nicht die volle wahrheit es, aber es gibt halt fragestellungen, wo die benennung des eigentlichen schwerpunktes die ergebnisse eben, wie du ja auch festgestellt hast, stark verzerren würde.

» Und wer sind die arabisch geprägten>
» Ist ein Junge, der in Deutschland geboren wurde, aber dessen Eltern aus
» Syrien stammen, nun "deutsch" oder "arabisch" geprägt>
sowohl als auch. die meisten meiner informanten sind vom pass her "deutsch", von der selbstbezeichnung "arabisch". was "arabisch" nun genau meint, ist ja auch nicht klar definierbar. um irgendwelchen ethnisch-völkischen zuschreibungen zu entgehen, beziehe ich mich dabei meist auf die staaten der arabischen liga. die jungs, mit denen ich interviews gemacht habe, stehen über familienkontakt und medienkonsum in mehr oder weniger engem kontakt mit diskursen in den herkunftsländern ihrer eltern, deswegen "arabisch geprägt".
ich finde die bezeichnung auch nicht ideal, hatte aber auch keine bessere idee. du>


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