antisemitismus und ethnologie

leia organic @, Mittwoch, 31.01.2007, 17:01 (vor 6293 Tagen) @ anthrotraveller

Die Selbstbezeichnungen bei meinen Informanten sind unterschiedlich, sie bezeichnen sich als "arabisch", "muslimisch", "palästinensisch", vor allem aber ersteres, und sie haben eine deutsche Staatsangehörigkeit. Da die Diskurse in den (arabischen) Herkunftsländern für sie sehr wichtig sind, wählte ich die Formulierung "arabisch geprägt".
Klar, die Definition eines "arabischen Landes" wiederum oder der "arabischen Welt" ist umstritten. Einerseits die 21 Nationalstaaten (sowie die Palästinensischen Autonomiegebiete als 22. Mitglied) der Arabischen Liga, andererseits das Siedlungsgebiet von sich als "AraberInnen" definierenden Bevölkerungsgruppen. Arabische NationalistInnen zählen zum "arabischen Vaterland", dem al-watan al-arabi, aber auch arabisch geprägte Provinzen im Iran und anderen Ländern, obwohl diese Gebiete nicht zur Arabischen Liga gehören.
Deswegen wird es für den Begriff keine Definition mit eindeutigen Grenzen geben. Ein besserer ist mir auch nicht eingefallen. Die Bezeichnung "arabische Jugendliche" wäre zwar an der emischen Selbstbezeichnung orientiert, aber doch zusehr in einem Mainstream-Diskurs verhaftet, der aufgrund des deutschen 'Ius Sanguinis' einfach nicht anerkennen will, dass es eben _deutsche_ Kids sind. Diesen Rassismus will ich nicht auch noch bedienen durch den Titel meiner Arbeit.

» mit welchen argumenten bedeuten die jugendlichen ihre identitaet>
das ist eine längere frage, die ich nicht so in einem satz beantworten kann. kann dir meine arbeit schicken, wenn du magst, ist nächste woche fertig. kurz gefasst: teilweise ist es ein mangel an identitätsgeboten der mehrheitsgesellschaft, die eben nicht anerkennt, dass es möglich ist, sowohl "muslim" als auch "deutscher" zu sein, der m.E. zu selbstethnisierungen führt, sowie rassistische zuschreibungen als "ausländer", "terrorist", "araber" die zur übernahme dieser stereotype führen. weiterhin eine starke, teilweise familiengeschichtlich tradierte, identifikation mit dem herkunftsland der eltern, aufgrund derer eine "arabische" bzw. "palästinensische" identität aufgebaut wird.


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