Vergleich Neomarxismus - Kulturmaterialsimus

nichtidentisches ⌂ @, -, Montag, 21.05.2007, 00:05 (vor 6188 Tagen) @ David

» Hallo zusammen,
» kann miir evtl. Jemand ein paar Anhaltspunkte zu dieser Frage geben>
»
» "Der Kulturmaterialismus und der Neomarxismus teilen die Annahme, daß
» menschliche Kulturen sehr stark von den materiellen Bedingungen bestimmt
» sind. Was trennt sie trotz dieser Gemeinsamkeit>"
»
» würde mich über jeden kleinsten Funken Wissen freuen..
»
» Danke und Gruß
» David

Also erstmal würde ich nochmal stark trennen zwischen Marxismus und Marx. Und dann zwischen kritischer Theorie und Neomarxismus.

So gut wie alle halbwegs rational vermittelten Theorien teilen die Annahme, dass menschliche Kulturen von materiellen Bedingungen bestimmt sind. Das ist beim Funktionalismus nicht anders als bei der Kulturökologie oder sonstigen.
Weil, und das ist ganz einfach: Wir in irgendeiner Weise real sind und uns auf Dinge beziehen, die Objekte sind und dazu in einem Abhängigkeitsverhältnis stehen.

Und nu kommt Marx und mit ihm ein paar schlauerere Marxisten, kritische Theoretiker etc. und untersuchen das Ganze auf Gesetzmäßigkeiten, insbesondere der kapitalistischen Industriegesellschaft. Bei Marx wohlgemerkt logische, nicht empirische! Und als komplexen Deus ex machina, als innerstes Zahnrädchen der Maschine entdeckt er: Den Wert, und seine Maske: den Warenfetisch.
Damit hat er keine Aussage über "Kultur" getroffen, sondern über ein kapitalistischer Produktionsweise innewohnendes Gesetz, das zur Akkumulation treibt und das mehr oder minder freie Individuum als Arbeiter durchsetzt. Im Gegensatz zur Sklaverei, die der Kapitalismus abschaffen muss, um optimal weiterbrausen zu können.
Und diese Gesetze, die ja ein Verhältnis bilden, sind im Prinzip über Kultur und über das individuelle Bestreben erhaben, denn was sich ihnen nicht fügt wird zur Steigerung des Mehrwerts untergepflügt.
Das heißt jetzt aber net, wie das die Harris-Exegese uns über Marxisten ganz salopp erklärt, aber nicht über Marx, dass Marx nicht ein philosophisches Problem darin gesehen hätte: Er sagt: Die Menschen machen die Geschichte, aber nicht aus freien Stücken! Sie könnten das tun. Aber sie tun es nicht.
Warum> Der Warenfetisch, das undurchdringbare Miststück mit seinen metaphysischen Mucken.
Also: Das Sein bestimmt das Bewusstsein. Allerding nur als gesellschaftlich gewordenes Sein, d.h. nicht in einer ontologischen Reihung, wie das die Kulturökologie gerne macht: erst der Berg dann die Berganbetung, dann die Mine, sondern als Verhältnis, als bedingtes und bedingendes, als Vermitteltes.
Unter Marxisten ist es leider üblich das Problem der Vermittlung komplett zu überspringen und zur Ontologie überzugehen. Unter Kritikern des Marxismus ist das leider noch viel üblicher, weshalb man als MArx-Fan immer ganz schön viel schreiben muss.


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