antisemitismus und ethnologie

Henry Maine @, Montag, 21.05.2007, 18:15 (vor 6184 Tagen) @ nichtidentisches

» Die einzige Theorie, die sich wirklich etwas daraus gemacht hat war die
» kritische Theorie um Adorno. Für alle anderen war Auschwitz mal
» interessant und schockierend, aber theoretisch betrachtet war business as
» usual angesagt. Und leider kann man in ethnologischen Bibliotheken relativ
» vergeblich die Literaturlisten nach dem Namen Adorno durchsuchen.

Es stimmt, dass Adorno in der deutschsprachigen Ethnologie kaum Erwähnung findet. Dennoch begründet Irmtraud Stellrecht ihre "Interpretative Ethnologie" auch unter Berufung auf Horkheimer und Adorno.
Im englischprachigen Raum wird Adorno in der Cultural Anthropology, den Cultural Studies und Postcolonial Studies häufiger rezipiert.
Um ein Beispiel zu nennen John Hutnyk (1998) "Adorno at Womad: South Asian crossovers and the limits of hybridity-talk" in: Postcolonial Studies, Volume 1, Issue 3.

Es fragt sich aber auch, warum Adorno der Nr.1 Theoretiker für die Ethnologie als empirische Wissenschaft sein soll. Man kann ja nicht alles, was auf der Welt passiert, aus den Minima Moralia und der Dialektik der Aufklärung ableiten. Feldforschung ist im Prinzip schon sinnvoll.
Was mir einfallen würde wäre eine Weiterentwicklung der Studien zum autoritären Charakter, die dann in mehreren Ländern getestet wird.


» Irgendwann wenn ichs mir leisten kann, promovier ich vielleicht mal
» darüber. Bis dahin muss man sichs halt selber rauslesen, was man braucht.

über was willst du promovieren> Die Nichtbeachtung von Adorno in der Ethnologie>

Spannender fande ich es, etwas zum Einfluss der Ethnologie in Adornos Denken zu machen. Sich die "Urgeschichte der Subjektivität", die in der Dialektik der Aufklärung formuliert wird, im Hinblick auf ihre Grundlagen in ethnologischen Theorien des 19.(und frühen)Jahrhunderts noch mal anzuschauen. Da werden nicht nur Mauss und Durkheim (=Funktionalisten/Positivisten)zitiert, sondern auch Rassentheoretiker wie Edvard Westermarck.

In Fussnote 8 im Odysseus Kapitel finden sich nicht haltbare evolutionistische Thesen von Westermarck.

"Die Sitte des Menschenopfers... ist unter Barbaren und halbzivilisierten Völkern viel verbreiteter als unter echten Wilden, und auf den niedrigsten Kulturstufen kennt man sie überhaupt kaum."


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