antisemitismus und ethnologie

nichtidentisches ⌂ @, Mittwoch, 03.10.2007, 18:13 (vor 6047 Tagen) @ Henry Maine

» Wie bereits erwähnt, bezeichnet sich kaum noch jemand als Funktionalist
» oder Strukturalist und ich halte das selbst auch für ziemlich überholt,
» u.a. deshalb weil sich evolutionistische Ideen auch noch bei Durkheim und
» Lévi-Strauss finden. Dennoch kann man "Die elementaren Formen des
» religiösen Lebens" oder "Die elementaren Strukturen der Verwandtschaft"
» noch mit einigem Gewinn lesen, da nicht alles davon obsolet ist. Im
» Gegensatz zu "Totem und Tabu".

Oho, eine steile These! Wie möchte man sich denn Begriffe wie "Mana" oder das Verhältnis von Infantilität und Neurose sonst erklären>

» Sogar der Herausgeber Mario Erdheim, der immerhin mal eine Professur für
» Ethnopsychoanalyse inne hatte, schreibt im Vorwort:
»
»
» Die vernichtende ethnologische Kritik ist nicht abweisbar, und es ist
» klar, daß Totem und Tabu nicht mehr als Beitrag zur Ethnolo-
» gie fremder Völker betrachtet werden kann.

Ja, und diese "vernichtende Kritik" entpuppt bei genauerer Betrachtung als 10-seitiges Pamphlet von Kroeber, in dem er wenig Richtiges und noch weniger Unangreifbares erzählt: von einer "stichhaltigen" Widerlegung kann keine Rede sein, von einer anregenden Kritik schon. Ich habe mich über Erdheims oberflächliches und schon auf den ersten Blick als inhaltlich widersprüchlich erkennbares Vorwort geärgert. Wirklich überzeugend ist das nicht, kaum ein Argument sitzt und Freud in seinen skeptischsten, selbstkritischst eingeführten Thesen zu widersprechen und darauf eine Fundamentalkritik aufzubauen ist mehr als billig. Freud hat stets ein Scheitern mitgedacht und formuliert die "Urvaterthese" als notwendig falsche Hilfskonstruktion eines über Millionen von Jahren gestreuten Umbruchs in archaischen Gesellschaften - Kroeber macht soweit ich mich recht erinnere daraus den Vorwurf einer faktischen Rede.


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