Ernährung Identität Migration

Nina @, Göttingen, Dienstag, 24.04.2007, 15:47 (vor 6210 Tagen)

Hallo, liebe Ethnologie-Interessierte.

ich muß mal wieder einen Hilferuf ausschicken: ich habe jetzt ein neues Magisterarbeitsthema und es soll sich dabei um Kontinuität und Wandel von Ernährungsgewohnheiten von Migranten drehen, als Beispiele wollte ich entweder Migranten aus der Karibik oder aus Mexico in den USA nehmen. Ich wollte dabei auch auf den Punkt der Verknüpfung von Essen und kultureller, sozialer bzw. Gruppenidentät eingehen.
Jetzt habe ich aber das Problem, daß ich wenig Literatur zu Ernährungsweisen von Migranten finden kann - und wenn, dann nur aus ganz unterschiedlichen Regionen.
Kann mir jemand einen Hinweis geben, wo ich ansetzen kann> Ich war sicher, es müßte Studien darüber geben, ganz besonders in den USA. In einem soziologischen Buch hab ich vor Kurzem gelesen, daß es zur Zeit der Einwanderungswelle von z.B. Italienern in den USA sogar staatliche Programme gegeben haben soll, um die Immigranten zu überzeugen, "amerikanisch" zu essen - um damit eine bessere "Integration" zu erzielen.
Leider komme ich an diesem Punkt nicht weiter und finde schon erst recht keine ethnologische Literatur. Außerdem würde ich gerne etwas aktueller bleiben.
Also noch mal meine Frage: wo kann ich wohl solche Studien finden> Gibt es das überhaupt>
Ach so, nur vorweg: natürlich habe ich in Bibliothekskatalogen und Zeitschriftendatenbanken nachgeschaut und auch "gegoogelt" - vielleicht mit den falschen Schlagwörtern, aber mir fällt langsam nichts mehr ein :)

Liebe Grüße,
Nina

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admin ⌂ @, Mittwoch, 25.04.2007, 16:48 (vor 6208 Tagen) @ Nina

Gutes Thema! Essen ist ja gerade das was man mit am meisten vermisst als Migrant! Geht mir auch so. Eigentlich muesste es ja genug Forschung dazu geben, aber mir faellt grad auch nicht viel ein. Hast Du hier geschaut, ein paar News gehen in die Richtung http://www.antropologi.info/blog/anthropology/anthropology.php>cat=229 u.a. ueber Filippinos in Canada http://www.antropologi.info/blog/anthropology/anthropology.php>p=1831 - evtl die Zeitschrift Anthropology of Food http://www.aofood.org/

Falls Dich Trinkgewohnheiten auch interessieren:

"Does drinking alcohol the Norwegian way influence drinking among immigrant youth - or is it the other way around>" http://www.sirus.no/cwobjekter/sisteselvvalgte_tekst.doc

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Sandra @, Freitag, 06.07.2007, 12:04 (vor 6137 Tagen) @ Nina

Hallo Nina,

das ist ja interessant. Ich möchte über ein ähnliches Thema promovieren. Derzeit lebe ich in Singapore und beschäftige mich mit dem Ernährungsverhalten von Migranten aus China, Indien und Deutschland hier in SGP. Im medline habe ich dazu einige passende Literatur gefunden, aber das war es dann auch schon. Konntest Du inzwischen weitere Literaturquellen herausfinden> An welchem Institut und bei welchem Prof. schreibst Du Deine Arbeit> Ich würde mich freuen, wenn wir mal unsere bisherigen Recherchen und Informationen zu dem Thema austauschen können.

Liebe Grüße

Sandra

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Nina, Göttingen, Freitag, 06.07.2007, 16:17 (vor 6137 Tagen) @ Sandra

Hallo Sandra,

das find ich ja schön - ich dachte schon, ich wär allein mit dem Thema. Ich hab ziemlich Schwierigkeiten damit und werd es wohl umwandeln müssen. Ich hab es im Examenskolloquium vorgestellt, aber es konnte mir niemand weitere Tipps geben. Dafür gab es viel Kritik bzgl. des Punktes "kulturelle Identität". Die meisten Vorschläge gingen in Richtung "McDonaldisierung", also Ernährungstrends, die in eine Kultur "hinein getragen werden", aber das ist ja nicht dasselbe.
Ich studiere in Göttingen, allerdings ist mein Thema da schon sehr exotisch. Ich wollte unbedingt von Herrn Baukämper geprüft werden, aber seine Schwerpunktbereiche liegen mir nicht sooo sehr. Er hat aber schon mal was zu Ernährungsethnologie angeboten und das Buch "Ethnologie der Globalisierung" mit herausgegeben und so hat er zugestimmt, das Thema anzunehmen, aber mit dem Hinweis, daß er mir nicht wirklich helfen könne.

Literatur hab ich auch nicht so wirklich. Ein soziologisches Buch war ganz aufschlußreich, aber eben nur für einen groben Überblick
(Soziologie des Essens, Eva Barlösius (1999) )
Ich habe zwar viele Artikel aus dem Internet heruntergeladen, u. a. einen Bericht der Arbeitsgemeinschaft Ernährungsverhalten in Deutschland - überhaupt gibt es für Deutschland zumindest ein paar Artikel zu dem Thema - aber gerade die Methoden, mit denen untersucht wurde, sind nicht so verwertbar (das gilt insbesondere für die medizinischen Studien, die ich gesehen hab) und man kann ja auch nicht einfach von Deutschland auf die Verhältnisse in einer anderen Kultur rückschließen.
Ich hab auch weltweit nach Leuten gesucht, die sich damit beschäftigen und hab mir mal E-Mail-Adressen notiert.
Leider muß ich aufgrund der Umstellung der Studiengänge (Bologna sei dank) jetzt meine mündlichen und schriftlichen Prüfungen vorziehen und bin also gerade etwas raus aus dem Thema, aber ich würd mich trotzdem freuen, wenn Du mir etwas mehr über Dein Projekt erzählen würdest.

Liebe Grüße nach Singapore udn viel Erfolg weiter bei der Literatursuche,

Nina

P.S.: Meine e-Mail-Adresse ist neuemuenchnerin@gmx.de

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Nina @, Mittwoch, 05.03.2008, 14:08 (vor 5894 Tagen) @ Nina

Hallo, an alle!

Da bin ich mal wieder und aus der Lern-Isolation erwacht, die Prüfungen liegen hinter mir, nun wäre da "nur" noch die Magisterarbeit - das Thema ist nur noch immer ein Problem.
Eigentlich dachte ich, ich wäre auf einem guten Weg, hatte mein Thema verkleinert, Migration (leider) weggelassen und mich eingelesen in Ernährungsweisen und Globalisierung in Belize. Ich habe aber wenig Literatur dazu gefunden, wie sich die einzelnen Ethnien und Minderheiten in Belize ernähren bzw. was "kulturtypische" Gerichte und Zutaten der Küche dieser Ethnien sind. Meine Anfrage bei einem us-amerikanischen Etnologie-Professor und Autor einiger Texte und Bücher zu diesem Thema bestätigte, daß es einfach nicht genügend Literatur gibt und ich es lieber sein lassen sollte.
Nun meine Frage: hat jemand noch eine andere Idee, die sich zumindest mit Ernährung und Globalisierung beschäftig> Als Region muß es nicht bei Mesoamerika bleiben, es könnte z.B. auch Afrika sein, allerdings wäre ein englischsprachiges Land in Afrika dann am besten (außer Nordafrika, das hatte ich schon in der Prüfung, ebenso wie die Themen Kulturökologie und Religionsethnologie).


Mein Professor kann mir nicht weiterhelfen und meine Kommilitonen sind inzwischen auch ratlos, aber vielleicht hat ja einer von Euch zufällig was gelesen oder in einem Seminar gehört oder schreibt selber an einer ähnlichen Arbeit.

Ich wäre für jeden Tipp sehr dankbar!

Grüße,
Nina

Ernährung Identität Migration

Benji @, Freitag, 21.03.2008, 17:21 (vor 5877 Tagen) @ Nina

» Hallo, an alle!
»
» Da bin ich mal wieder und aus der Lern-Isolation erwacht, die Prüfungen
» liegen hinter mir, nun wäre da "nur" noch die Magisterarbeit - das Thema
» ist nur noch immer ein Problem.
» Eigentlich dachte ich, ich wäre auf einem guten Weg, hatte mein Thema
» verkleinert, Migration (leider) weggelassen und mich eingelesen in
» Ernährungsweisen und Globalisierung in Belize. Ich habe aber wenig
» Literatur dazu gefunden, wie sich die einzelnen Ethnien und Minderheiten
» in Belize ernähren bzw. was "kulturtypische" Gerichte und Zutaten der
» Küche dieser Ethnien sind. Meine Anfrage bei einem us-amerikanischen
» Etnologie-Professor und Autor einiger Texte und Bücher zu diesem Thema
» bestätigte, daß es einfach nicht genügend Literatur gibt und ich es lieber
» sein lassen sollte.
» Nun meine Frage: hat jemand noch eine andere Idee, die sich zumindest mit
» Ernährung und Globalisierung beschäftig> Als Region muß es nicht bei
» Mesoamerika bleiben, es könnte z.B. auch Afrika sein, allerdings wäre ein
» englischsprachiges Land in Afrika dann am besten (außer Nordafrika, das
» hatte ich schon in der Prüfung, ebenso wie die Themen Kulturökologie und
» Religionsethnologie).
»
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» Mein Professor kann mir nicht weiterhelfen und meine Kommilitonen sind
» inzwischen auch ratlos, aber vielleicht hat ja einer von Euch zufällig was
» gelesen oder in einem Seminar gehört oder schreibt selber an einer
» ähnlichen Arbeit.
»
» Ich wäre für jeden Tipp sehr dankbar!
»
» Grüße,
» Nina

Hi Nina,

Auf einer Studierendentagung (MASN) in Polen im letzten Jahr habe ich einen interessanten Vortrag von Luca Govoni (Bologna, Italien) über Multikulturalismus und die Slow-Food-Bewegung bzw. deren jährliche Konferenz "Terra Madre" in Turin gehört, zu der Repräsentanten aus kleinen, ökologisch und regionaltyisch-produzierenden Nahrungsmittel-Betrieben aus aller Welt eingeladen werden, um sich über die Themen Produktion, Distribution und Konsum in einer von zunehmender Globalisierung geprägten Marktwirtschaft auszutauschen. Luca hat selber einen solchen Klein-Betrieb in Brasilien besucht und über deren Erfahrungen und Einbindung in diesen inzwischen Weltweit operierenden Handel (der "Slowfood-Gruppe" mit Hauptsitz in Italien) berichtet (und, wenn ich mich nicht sehr irre, auch seine Abschlussarbeit zu diesem Thema geschrieben.
Vielleicht hast Du ja Lust, dich mit ihm auszutauschen. Wenn das der Fall ist, kann ich Dir seine Kontaktdaten zuschicken.

Liebe Grüsse
Benjamin

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Sunrise, Samstag, 22.03.2008, 00:11 (vor 5877 Tagen) @ Benji

Hallo Nina,
es gibt in Köln einen Ethno-Prof., der sich hauptsächlich mit lebensmitteltechnischen Fragen beschäftigt (hat). Er hat ein imenses Wissen über das Ernährungsverhalten diverser Völker mit Berücksichtigung des tägl. Kalorienbedarfs. Leider ist er vor 2 Semestern in den Ruhestand getreten. Aber er hat immernoch sein Büro im Institut und "wuselt" dort auch täglich rum.;-) Seine e-mail Adresse ist auf jeden Fall noch aktiv, ich habe gerade auf der Institusseite nachgeschaut. Er kann Dir sicher helfen, zur Not auch dabei ein geeigneteres Thema zu finden.
Seine Adresse: m.casimir@uni-koeln.de
Viel Glück,
Sunrise!
P.S.. Sein Schwerpunkt liegt auf Süd- Ostasien.

Ernährung Identität Migration

S.Teffi @, Mittwoch, 22.04.2009, 10:16 (vor 5481 Tagen) @ Sunrise

Hallo,

es ist irgendwie beruhigend mal auf Leute zu stoßen, die das gleiche Problem haben. Also, ich möchte gerne meine Bachelorarbeit über Essen/Migration/Identität in UK schreiben. Ich habe einen ziemlich guten Artikel von Uma Narayan zu der Thematik gelesen, in dem sie auf "food colonialism" und postkoloniale Verhältnisse in indischen Restaurants (Verhältnis von Angestellten zu Kunden) in England eingeht. Ich suche jetzt schon länger nach einer Ethnographie, die sich -wenn auch nur am Rande- mit der Thematik beschäftigt. Fällt jemanden dazu etwas ein> Oder kennt ihr irgendwelche Plattformen, wo Ethnographien vorgestellt werden> Vielleicht habe ich mich ja auch schon zu sehr versteift, aber eigentlich finde ich die Idee sehr spannend =( Insgesamt teile ich euren Eindruck, die Sachen die es dazu gibt, sind meistens einzelne Veröffentlichungen und es gibt kein Kernbgebiet. Bei Jstor gibt 5-6 ganz gute Aufsätze unter anderem zu koreanischen Migranten in Japan, Vietnamesen in Australien, Exilkubanern in Australien, ethnischen Restaurants in Quebec, aber irgendwie kommt da nichts mehr zu...Naja, ich hoffe, jemand kann mir einen Tipp geben, ich wäre super dankbar. Achja und zu Migration/Food/Mexiko fällt mir noch ein "Que vivan los tamales" von Jeffrey M. Pilcher, weiß nicht, ob dir das schon bekannt ist.

Viele Grüße,
Steffi

Ernährung Identität Migration

shamira @, berlin, Mittwoch, 02.11.2011, 18:45 (vor 4556 Tagen) @ Sunrise

» Hallo Nina,
» es gibt in Köln einen Ethno-Prof., der sich hauptsächlich mit
» lebensmitteltechnischen Fragen beschäftigt (hat). Er hat ein imenses Wissen
» über das Ernährungsverhalten diverser Völker mit Berücksichtigung des tägl.
» Kalorienbedarfs. Leider ist er vor 2 Semestern in den Ruhestand getreten.
» Aber er hat immernoch sein Büro im Institut und "wuselt" dort auch täglich
» rum.;-) Seine e-mail Adresse ist auf jeden Fall noch aktiv, ich habe gerade
» auf der Institusseite nachgeschaut. Er kann Dir sicher helfen, zur Not auch
» dabei ein geeigneteres Thema zu finden.
» Seine Adresse: m.casimir@uni-koeln.de
» Viel Glück,
» Sunrise!
» P.S.. Sein Schwerpunkt liegt auf Süd- Ostasien.

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Anne, Dienstag, 10.01.2012, 21:38 (vor 4487 Tagen) @ shamira

Na, ob das jetzt nach vier Jahren noch relevant ist>
Ich hoffe, Nina hat ihre Arbeit mittlerweile erfolgreich abgegeben ;)

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kriga, Donnerstag, 31.05.2012, 12:11 (vor 4346 Tagen) @ Anne

» Na, ob das jetzt nach vier Jahren noch relevant ist>
» Ich hoffe, Nina hat ihre Arbeit mittlerweile erfolgreich abgegeben ;)

hehe, das hoffe ich auch - noch ein paar Jahre und man kann die Arbeit dann den wertvollen Antiquitäten zuordnen;) nein - aber im Ernst, hier scheint schon länger eher weniger Aktivität zu sein, dabei ist das meiner Meinung nach ein wirklich spannendes Thema! falls jemand dem Spanischen mächtig ist:
https://siid.insp.mx/www/proyecto_detalle_v3.asp>id=114--219
http://www.consumer.es/web/es/alimentacion/aprender_a_comer_bien/curiosidades/2004/11/2...
http://www.directoalpaladar.com/otros/habitos-alimentarios-de-los-inmigrantes-en-espana...

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Maurice @, Rostock, Mittwoch, 13.06.2012, 11:24 (vor 4333 Tagen) @ kriga

Hallo,

da ich mich gerade ebenfalls für das Thema interessieren, schreibe ich in dieser Diskussion mal weiter, ohne eine neue Diskussion aufzumachen. Hat jmd. von euch bereits eine Untersuchung zum Thema Ernährung und Identität bei (für mich vor allem interessant Arbeits-)MigrantInnen> Ich wäre für einen Austausch und evtl. Vergleich von erhobenen Daten sehr dankbar. :-)

M.aurice

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Sandra @, Montag, 10.09.2012, 21:05 (vor 4243 Tagen) @ Maurice

Hallo Maurice, ich bin gerade mitten in der Datenauswertung. An welchem Thema schreibst Du genau> Lg Sandra

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Pia, Hamburg, Montag, 15.10.2012, 15:57 (vor 4209 Tagen) @ Sandra
bearbeitet von Pia, Donnerstag, 01.11.2012, 18:41

Hallo an alle,

finde das Thema unheimlich interessant und wäre daran interessiert welche Erkenntnisse ihr daraus erlangt.

Ich finde es schade, dass ihr so schwer an relevante Literatur kommt. Inwieweit könnt ihr die Themen denn sozusagen "ableiten" d.h. zum Beispiel den kulturellen Werdegang von bestimmten Kulturen mit einbinden und inwiefern sich diese auf das Essverhalten auswirkt. Genauso spannend finde ich die Identitätsbildung (sowie Wirklichkeitsbildung) in einem kulturellen Raum. Die Anlehnung an konstruktivistische Hintergründe und multikulturelles aufwachsen im Zusammenhang mit Ernährung würde ich sehr spannend finden.
Was ich zum Beispiel interessant finde, ist, dass unterschiedliche Völker auch unterschiedliche Allergieausprägungen haben oder bestimmte Substanzen schwerer verdauen können. So haben Italiener oft eine Glutenintoleranz und Asiaten können kein Alkohol trinken. Medizinische Studien mithilfe von Antikörper assay kits wären dafür vielleicht ein guter Ausgangspunkt. Da müssen sich soziologische und naturwissenschaftliche Themen kreuzen.

--
„Das Glück deines Lebens hängt von der Beschaffenheit deiner Gedanken ab.“ - Marcus Aurelius

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