Gesundheit, Krankheit und Heilung im Kulturvergleich Fortbil

medilog, Sonntag, 16.09.2007, 13:19 (vor 6039 Tagen)

[size=14][color=darkblue]ETHNOMEDIZIN STUDENTEN-FORTBILDUNG
* international * interkulturell * interdisziplinär
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Hiermit möchte ich euch auf eine spannende Fortbildung für StudentInnen der Medizin, Psychologie, Ethnologie und anderer Fachrichtungen aufmerksam machen. Eine Ideale Ergänzung zum Studium! Die nächsten Termine sind jeweils im Mai und im Oktober 2007 und 2008. Wer Interesse an alternativen Heilverfahren, traditionellen Therapieformen, fremden Völkern sowie der Ethnomedizin bzw. Medizinethnologie im Allgemeinen hat, sollte mal auf die Homepage schauen... der nächste Termin ist vom 15.-17.Oktober 2007. Eine frühzeitige Anmeldung ist ratsam, da die Plätze in der Fortbildung begrenzt sind.

Die Ethnomedizin ist ein interdisziplinäres Arbeitsfeld, in dem unterschiedliche Modelle aus Naturwissenschaften, Sozial- und Geisteswissenschaften aufeinander treffen. Ethnomedizin beschäftigt sich mit Definitionen und Interpretationen von Gesundheit und Krankheit in unterschiedlichen Kulturen, sowie den daraus resultierenden kulturspezifischen Heil- und Behandlungsmethoden. Die studienbegleitende Studentenfortbildung wendet sich europaweit an StudentInnen und SchülerInnen, die sich diesem interdisziplinären und interkulturellen Diskurs in Theorie und Praxis stellen möchten und deren Tätigkeit in Zukunft im praktisch therapeutischen, ethnologischen oder anderweitig wissenschaftlichen Bereich angesiedelt sein wird. Auf einer soliden Basis von Wissen, Erfahrung und (Selbst-)Reflektion können sich therapeutische und beratende Kompetenzen optimal entfalten.

Zielsetzung der Studenten-Fortbildung:
• Erwerb von solidem Grundlagenwissen im Bereich der Ethnomedizin.
• Einblicke in internationale, ethnomedizinisch relevante Diskussionsbereiche.
• Interdisziplinärer Austausch und Reflektion.
• Die ExpertInnen der Fortbildung begleiten interkulturelle Begegnungen und Diskussionen mit traditionellen HeilerInnen und vermitteln auch Grundkenntnisse in anderen Teilbereichen der Ethnomedizin, z.B. Ethnobotanik, Ethnopsychologie und Ethnotherapie.
• Die praktischen Übungen, wie auch Diagnose- und Heilverfahren werden u.a. von traditionellen HeilerInnen angeleitet. Für die interkulturelle Kommunikation und Interpretation stehen wissenschaftlich kompetente und feldforschungserfahrene ExpertInnen unterstützend zur Seite.
• Interaktive Tiefeninterviews und Übungen sollen die Wahrnehmung von kultureigenem und kulturfremdem Verhalten schärfen, kulturelle und persönliche Muster aufdecken und somit die soziokulturellen Aspekte beim Umgang mit Gesundheit, Krankheit und Heilung bewusst machen.

Die Studenten-Fortbildung Ethnomedizin wird in verschiedenen Elementen und Schwerpunkten abgehalten:
Element 1: Grundlagen der Ethnomedizin
Element 2: Systeme der Heilung
Element 3: Heiler-Werkstatt
Element 4: Supervision und Herzrede
Element 5: Interaktion/ Kurzvorträge der Teilnehmer

1. Ethnomedizinische Grundlagen
Wer sich ethnomedizinisch fortbilden und das Erlernte in den Praxisalltag integrieren will, benötigt handfestes theoretisches Rüstzeug. Eine kompetente Vermittlung ethnomedizinischer Grundlagen schärft den Blick für Charakteristika von Heilerpersönlichkeiten, für unterschiedliche Heilverfahren und die jeweils kulturspezifischen Auffassungen von Gesundheit, Krankheit und Heilung. Ethnologen mit Feldforschungserfahrung tragen zu einem umfassenden und vertieften Verständnis bei.

2. Systeme der Heilung
International renommierte Wissenschaftler gehen auf konkrete Konzepte und Definitionen von Gesundheit, Krankheit und Heilung in verschiedenen indigenen Traditionen ein. Sie berichten vom aktuellen Dialog zwischen schulmedizinischen Vertretern und traditionellen Heilern und schaffen eine Brücke zwischen den Kulturen, dem westlichen Medizinsystem sowie anderen Disziplinen des Gesundheitswesens. Von ihnen angeleitet diskutieren die Teilnehmer und Dozenten die daraus resultierenden Fragestellungen und erarbeiten Möglichkeiten und Grenzen einer Integration. Für die Übersetzung ins Deutsche wird gesorgt.

3. Heiler-Werkstatt
Außereuropäische Heiler und Schamanen gewähren den Teilnehmern Einblicke in ihr Wissen, ihren jeweiligen kulturellen Hintergrund, wie auch ihre Diagnoseverfahren und Ritualtechniken. Der Erfahrungsaustausch über verschiedene Konzepte von Diagnose und Heilung fördert die interkulturelle Verständigung. Wer bereit ist, "Unerwartetes zu erwarten" und offen für Antworten ist, wo sie weder gesucht noch erwartet werden, macht eine fruchtbare Interaktion und verständnisvolle Begegnung möglich. In diesem Prozess kommt den Teilnehmern der aktive Part zu. Sie werden gefordert, das Gezeigte und Geübte vor dem kulturellen und gesellschaftlichen Hintergrund der Heiler zu verstehen.

4. Supervision und Herzrede
Die sogenannte "Herzrede" oder "das Herz auf der Zunge tragen" ist eine heroische Rede, die unreflektiert aus dem Herzen strömt und zur eigenen Supervision führt. So können persönliche Themen auf verschiedenen Ebenen angesprochen, emotional erarbeitet und in den Gruppenprozess eingebunden werden. Die Supervision dient neben der (Selbst-)Reflektion auch der Integration des Erfahrenen.

5. Interaktion
Aus der Teilnehmerschaft werden Übungen bzw. Themen für Kurzvorträge vorgeschlagen, die der Gruppe präsentiert und anschließend diskutiert werden. Hier werden die Teilnehmer aufgefordert, sich selbst aktiv in die Fortbildung einzubringen. Jede/r sollte ein Referat, eine praktische Übung oder eine aktuelle Forschungsarbeit vorstellen. Somit partizipiert die Gruppe an den Erfahrungen, dem Wissen und den Spezialgebieten der Kommilitonen.

Wir freuen uns auf eine fruchtbare, inspirierende Arbeit mit Ihnen im ETHNOMED-Studenten-Team.

Weitere Informationen, die aktuellen Termine, sowie die ReferentInnen – finden Sie auf unserer Homepage: www.institut-ethnomed.de
oder direkt zum Flyer: www.institut-ethnomed.de/downloads/studifobi.pdf

[color=darkblue]ETHNOMED e.V. Studentenfortbildung • Melusinenstr. 2 • D-81671 München • Deutschland • Fax: +49-89-40 90 81 29 • E-Mail: studenten@institut-ethnomed.de[/color]

Das Institut für Ethnomedizin - ETHNOMED e.V.
* ist ein anerkannter wissenschaftlicher, gemeinnütziger Verein zur Förderung der Wissenschaft, Forschung und Bildung, des öffentlichen Gesundheitswesens und der Weltgesundheit. VR 17295 München.
* ist eine offene Plattform und ein Netzwerk von über 10.000 internationalen Wissenschaftlern, Forschern, Praktizierenden, Vereinigungen, Interessenten, traditionellen Heilern und Schamanen sowie über 100 ehrenamtlichen Mitarbeitern.
* unterstützt Projekte zur Revitalisierung traditioneller ethnischer Heilverfahren und deren Integration und verhilft den Botschaftern traditioneller Völker auf einer internationalen Plattform Gehör zu finden.

Gesundheit, Krankheit und Heilung im Kulturvergleich Fortbil

Florian ⌂ @, Berlin, Mittwoch, 19.09.2007, 17:42 (vor 6036 Tagen) @ medilog

Hmmm, man möge mich eines besseren belehren, aber für mich sind die Veranstaltungen des "Institut Ethnomed" eher exotisierend und esoterisch angehaucht, als tatsächliche ethnologisch sinnvolle Beiträge zur Medizinethnologie.

Die Floskeln "Wer Interesse an [...] fremden Völkern[...]hat" und "traditionelle Völker" in Deinem Aufruf zeugen bereits von einer recht romantisierenden Perspektive. Besonders bedenklich finde ich den Hinweis im "Aufruf zur Weltkonferenz 2007":

"Achtung wichtiger Hinweis: Traditionelle Heiler und Referenten anderer Kulturen denken oft nicht in unserem westlichen Strukturen."

Schaurig! Nur mal so als Gedanke: auch positiver Rassismus ist Rassismus, auch positive Diskriminierung bleibt Diskriminierung...

Gesundheit, Krankheit und Heilung im Kulturvergleich Fortbil

Hans @, Mittwoch, 05.12.2007, 14:41 (vor 5959 Tagen) @ Florian

Hallo Florian,
danke für deinen Beitrag.

Das Konzept der Fortbildung ist keineswegs "exotisierend" und "esoterisch angehaucht", sondern möchte tatsächlich einen sinnvollen Beitrag zur Medizinethnologie bieten. Allerdings sollte dabei neben der Theorie (Grundlagen der Ethnomedizin und Systeme der Heilung) auch die Praxis (Heiler-Werkstatt und Supervision) Platz finden. Viele Einsichten und Erkenntnisse lassen sich eben nicht nur durch die kognitive Auseinandersetzung gewinnen, sondern auch durch die persönlichen Erfahrungen jedes Einzelnen. Streng "wissenschaftlich", d.h. nach unserem wissenschaftlichen Paradigma, sind das zwar "nur" rein subjektive Erfahrungen, aber diese können die mentalen Bilder in unseren Köpfen bestens relativieren.

bzgl.
» Hinweis im "Aufruf zur Weltkonferenz 2007": Achtung wichtiger Hinweis: Traditionelle Heiler und Referenten anderer Kulturen denken oft nicht in unserem westlichen Strukturen."

Dies ist eigentlich ein neutraler Satz, der darauf Hinweisen soll, das Denken und Handeln kulturgebunden ist.
Aufgrund deiner Einordnung als "positive Diskriminierung" sehe ich, dass du unseren "westlichen Denkstrukturen" eher kritisch gegenüber stehst... alles natürlich rein kognitiv...;-)

Kollegialen Gruß
Hans

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