antropologi.info - Ethnologie / Sozialanthropologie / Kulturanthropologie Blog

    Nordisk | English | Anthropology Newspaper | Anthropology Journal Ticker | Journals | Kontakt

Deshalb bleiben indonesische Ethnologinnen zu Hause

von lorenz am Feb 25, 2010 in Ethnologie allgemein, Studium Situation an den Unis, "Open Access"- Ethnologie, Asien, Forscher / Theorien / Richtungen, Artikel und Papers, Zeitschriften

Hierzulande ziehen viele Ethnologen in die Ferne, um zu forschen. So ist das nicht in Indonesien. Die meisten Ethnologen forschen in ihrem eigenen Land - unter anderem um das von “westlichen” Ethnologen verbreitete Bild Indonesiens zu korrigieren, erklärt Nina Gaiser in ihrem Paper “Indonesische Ethnolog/innen in Jogjakarta – Studium, Beruf und Wissenstransfer“.

Sie zitiert einen Ethnologiedozenten an der Uni Gadjah Mada in Jogjakarta:

“The problem is, that research results published in a journal are always from the centre of the discourse. So it’s always the people from Germany, from the US, from the Netherlands or Australia who publish. But what they publish on Islam, that’s always kind of a misrepresentation, misinterpretation of culture and religion. […] We have our own genius to talk about Islam. But the knowledge about Islam is constructed by the first nations, Europe and the US. It’s not from Indonesia for instance. So that’s actually my concern.”

Ausschlaggebend ist laut Gaiser nicht wo man forscht, sondern was man erforscht und wie “nützlich” die Forschung für die Gesellschaft ist:

Ein Großteil der Befragten, viele von ihnen in NGOs tätig, sprach sich sogar aktiv für ethnologische Forschung aus, bei welcher der Forscher oder die Forscherin direkt für eine bestimmte Gruppierung oder Sub-Kultur Partei ergreift. Sie empfinden rein akademische Forschung als langweilig oder sinnlos, da die produzierten Forschungsergebnisse keinen Nutzen hätten. „I was so sick of that“, beschreibt eine Informantin, „and decided to stop doing research with those perspectives […] like academic research. Now I work with the people. […] It’s more, ya, action research: I learn from the people, we set up projects together. So it’s like advocacy work to empower kampung people“.
(…)
Moralische Bedenken treten nur dann auf, wenn ein Verdacht des Missbrauchs ethnologischer Forschungsergebnisse, durch Unternehmen oder Regierungen, besteht. Im Allgemeinen scheint jedoch die Tendenz zu bestehen, angewandte und theoretische Ethnologie verbinden zu wollen, mit dem Ziel etwas in der Gesellschaft zu verändern.

Nina Gaiser’s Arbeit ist das Ergebnis eines interessanten Zusammenarbeitsprojekts des Instituts für Völkerkunde der Uni Freiburg (Breisgau) und der Fakultas Ilmu Budaya der Universitas Gadjah Mada in Jogjakarta:

Es handelt sich dabei um ein interkulturelles Tandemprojekt, in welchem deutsche und indonesische Studierende gemeinsam forschen. Die Lehrforschung findet jährlich abwechselnd in Indonesien und Deutschland statt. Es wird in Zweierteams geforscht, bestehend aus jeweils einem deutschen und einem indonesischen Studierenden. Es geht darum als gleichberechtigte Forschungspartner übereinander aber zugleich miteinander zu forschen.

>> Download des Papers “Indonesische Ethnolog/innen in Jogjakarta - Studium, Beruf und Wissenstransfer”

Einen æhnlichen Fokus auf den praktischen Nutzen von Forschung finden wir in mehreren afrikanischen Ländern, siehe The resurgence of African anthropology

SIEHE AUCH:

Deutschlandforschung: Wofür sich “ausländische” Ethnologen interessieren

“Discuss politics!” - How anthropologists in Indonesia engage with the public

Brazilian anthropologist João Biehl: “Anthropology needs to engage in an activist way”

Reggae, Punk and Death Metal: An Ethnography from the unknown Bali

Keith Hart and Thomas Hylland Eriksen: This is 21st century anthropology

This entry was posted by admin and filed under Ethnologie allgemein, Studium Situation an den Unis, "Open Access"- Ethnologie, Asien, Forscher / Theorien / Richtungen, Artikel und Papers, Zeitschriften.
  • « Esskultur als Protest: Ethmundo über Ökodörfer und Müllwühler
  • Entfremdende Feldforschung »

Noch kein Feedback


Formular wird geladen...

Suche

Neueste Beiträge

  • Paywalls überall: Wie kann man sich noch über Sozial- und Kulturanthropologie / Ethnologie informieren?
  • Was ist Natur? Wer darf über sie bestimmen? Kulturanthropologen erforschen die Rückkehr des Wolfes
  • "Je diverser die Gegend ist, um so weniger hat sie mit Landflucht zu kämpfen"
  • Was haben Corona-Hamsterkäufe mit der AIDS-Epidemie zu tun?
  • Migrationspolitik: "Abgelehnte Asylbewerber sind die perfekten Ansprechpartner"

International

  • antropologi.info is 20 years old - some (unfinished) notes and thoughts
  • More dangerous research: Anthropologist detained, beaten, forcibly disappeared in Egypt
  • When research becomes dangerous: Anthropologist facing jail smuggles himself out over snowy mountains
  • In Europe, more than two thirds of all academic anthropologists are living in precarity

Neueste Kommentare

  • Fachkollegin am Die zweifelhalften Kampagnen von Survival International
  • Christoph Antweiler am Populärethnologie von Christoph Antweiler: Heimat Mensch. Was uns alle verbindet
  • Dieter Haller am Neuer dtv-Atlas Ethnologie verhöhnt die Leserschaft?
  • Ute Hartmann am Neue Übersicht für Stellenangebote und Ankündigungen
  • ulrichdietl am Was ist Ethnologie? Eine schöne Definition

Categories

  • All

Nur Ergebnisse behalten, die zu Folgendem passen:

XML-Feeds

  • RSS 2.0: Beiträge, Kommentare
  • Atom: Beiträge, Kommentare
More on RSS

User tools

  • Admin

©2025 by Lorenz Khazaleh • Kontakt • Hilfe • b2evolution