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"Die Frage ist, ob die Unis ein Fach wie Ethnologie brauchen"

von lorenz am Jul 10, 2011 in Ethnologie allgemein, Studium Situation an den Unis

Der abtretende Rektor der Uni Bern, Urs Wüngler, wird in einem Interview in der Berner Zeitung gefragt, ob es nicht Zeit wäre sich von “elitären Fächern” wie der Ethnologie zu verabschieden, die “mehr Abgänger heranzieht, als es auf dem Arbeitsmarkt Nachfrage gibt". Sollte sich die Uni nicht stärker an den Bedürfnissen von Gesellschaft und Wirtschaft ausrichten? Die Frage, so die Journalisten Jürg Steiner und Urs Egli sei, “ob Bern ein Fach wie Ethnologie braucht".

Wüngler gibt eine meiner Meinung nach sehr gute Antwort.

Die Universität ist in erster Linie der Wissenschaft verpflichtet, sie ist kein Dienstleistungsbetrieb zugunsten der Wirtschaft. Wenn allerdings durch ihre Arbeit wirtschaftlich verwertbare Ergebnisse erzielt werden, umso besser.

Es sei zudem nicht richtig, dass Ethnologen nicht gefragt seien auf dem Arbeitsmarkt. “Die Arbeitslosigkeit unter den Abgängern unserer Uni ist extrem klein, auch in Fachgebieten, von denen man meint, es gebe zu viele Absolventen", so Wüngler.

Zur Ethnologie sagt er:

Natürlich überlebt Bern auch ohne Ethnologen, aber die Kulturwissenschaften an unserer Universität würden es ohne Sozialanthropologie – so nennt sich die Ethnologie heute – nicht. Und es sind gerade die Kulturwissenschaften, die weltweit eine Wachstumsbranche darstellen. Eine Volluniversität lebt von der Diversität, von der Interdisziplinarität. Das ist nicht nice to have, sondern absolut fundamental. Wir sind keine Ingenieurschule, die Berufsausbildungen anbietet. Und deshalb ist die Frage, ob wir in Bern Sozialanthropologie brauchen, tendenziös und geht in die falsche Richtung. Man muss die Universität als Ganzes sehen.

>> zum Interview in der Berner Zeitung

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3 Kommentare

Kommentar von: Katrin

Katrin

Vielen Dank für den Beitrag! Der Sinn der Ethnologie wird ja immer wieder infrage gestellt. Meiner Meinung nach sollte viel mehr darüber diskutiert werden, wie man die Ergebnisse der Forschung in die Gesellschaft tragen kann. Das wird m.E. viel zu wenig getan. Ethnologie taucht in den Medien immer noch viel zu oft als rein “exotische” Wissenschaft auf.

11.07.11 @ 09:57

Kommentar von: lorenz

admin

Ich finde es schön, dass er jedes Fach als wichtiges Teil des Ganzen sieht - damit vertritt er eine heute “politisch inkorrekte” Meinung. Infolge der herrschenden New Public Management - Ideologie sollen sich Unis wie multinationale Konzerne auf “Kernaufgaben” konzentrieren, dort “weltweit führend” werden, auf Rankinglisten brillieren. Er erklärte dem Journalisten, dass Unis nach ganz anderen Prinzipien funktionieren.

Betreffend Ethnologie und Öffentlichkeit hat sich meiner Meinung nach einiges Positives getan

11.07.11 @ 11:57

Kommentar von: Johannes Wilm

Johannes Wilm

Ich bin enige mit andeen zwei Kommentaren. aber ich sehe schon Probleme mit der Nützlichkeit bestimmter teile der Ethnologie, und zwar die die sich hautpsächlich um sich selbst drehen. ich verstehe nicht ganz warum man eine “antropologische Diskusion” die Eigenständig sein soll und unahängig von allen anderen fachbereichen auch wenn diese was zu dem Thema zu sagen haben. Das heißt letztendlich dass man innerhalb eines Universums diskutiert dass sonst niemand kennt und man nur auf ndere Antropologen zurückgreifen kann. Das ganze erscheitn mir Produkt der Fächeraufteilung zu sein in der jedes fach seinen wert beweisen muss, aber nicht wirklich hilfreich um irgend ein soziales Phänomen zu verstehen. Die Ethnologie hat eine gute Methode, und dafür ist das Fach es wert bestand zu haben. Aber bitte bitte, es muss integriert mit den benachbarten Fächern sein! wer will etwas Lesen über sagen wir das Leben in einem bestimmtenm dorf, wobaei man jedoch alles Wissen was von Historikers, Soziaologen, Statistikern und Geografen weggeschnitten hat?

02.08.11 @ 19:31


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