antropologi.info - Ethnologie / Sozialanthropologie / Kulturanthropologie Blog

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Forschungsprojekt untersucht Rituale in Internet

by lorenz on Jul 19, 2006 in Internet, Technologie, Religion Spiritualität, Kosmologie, interdiziplinär • 2 comments »

Man kann eine virtuelle Kerze anzünden und ein Fürbittegebet anklicken. Man kann ein Labyrinth betreten, dort virtuellen Fußstapfen folgen und an einzelnen Wegstationen meditieren. An der Uni Heidelberg werden diese modernen religioesen Erscheinungsformen seit vier Jahren erforscht, meldet die Deutsche Welle. Beteiligt am interdisziplinaeren Forschungsprojekt "Ritualdynamik" sind die klassischen Indologie, die Ethnologie, Soziologie und Religionswissenschaft.

Im Internet treffen die Forscher auf Erstaunliches. Neue Rituale und religioese Ausdrucksformen werden da zusammengebastelt.

Wir lesen:

"Im Internet gibt es neue Ritualräume", sagt der Religionswissenschaftler Gregor Ahn. Computer-User nehmen Avatar-Figuren und treffen sich virtuell mit anderen solchen Stellvertretern. "In diesen Versammlungsräumen, die zum Teil Kirchencharakter haben, finden regelrechte religiöse Versammlungen statt und es werden auch Gottesdienste abgehalten."

Warum diese Forschung für die Wissenschaftler so spannend ist, erklärt Simone Heidbrink, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Heidelberger Projekt: "Wie Individuen glauben, was sie tun und wie sie Rituale durchführen, das war bislang nicht sichtbar zu machen. Da gibt erst das Medium Internet dem Individuum eine Stimme. Wir können so erkennen. was ganz normale Menschen auf der Straße glauben."

>> weiter bei der Deutschen Welle

Auf der Homepage des Forschungsprojektes Ritualdynamik hat es eine Menge Berichte und Publikationen im Volltext.

Neues Museum fuer DDR-Alltagskultur

by lorenz on Jul 19, 2006 in Kultur Tradition, Deutschland, Oesterreich, Schweiz, Ausstellungen Museen • Leave a comment »

Ostdeutscher Alltag "zum Anfassen" - dies soll ein neues Museum in Berlin den Besuchern bieten. Museumsinitiator und Ethnologe Peter Kenzelmann wollte bei einem Berlin-Besuch seiner Freundin die DDR erklären. Vergeblich suchten sie nach einem Museum, dass sich mit dem täglichen Leben der DDR-Bürger beschäftigte. Doch nun gibt es es - das DDR-Museum:

Viele Ausstellungstücke - wie etwa Schulranzen, Orden oder Tagebücher - liegen in Schubladen in den Raumteilern untergebracht. Besucher können in einem Trabant Probe sitzen. In einer Ecke ist ein typisches ostdeutsches Wohnzimmer aufgebaut. Propaganda-Parolen wie "Von der Sowjetunion lernen, heißt siegen lernen" hängen an der Wand.

Es gab kritische Stimmen. "Ich bin sehr skeptisch, ob es möglich ist, ein diktatorisches Regime über die Darstellung des Alltages zu vermitteln", sagt der Leiter der Gedenkstätte Stasi-Gefängnis Berlin-Hohenschönhausen, Hubertus Knabe.

>> weiter bei der Deutschen Welle

"Die DDR als Puppenstube", titelt die Märkische Allgemeine:

Lässt sich einem Ausstellungsmacher trauen, der treuherzig beteuert, "keine musealisierte Ostalgie-Show" zu wollen und im selben Atemzug "eine sehr interessante Stasi-Ecke" empfiehlt? Und "Soundduschen", unter denen von einem Kabarettisten in sächsischer Mundart verlesene Erinnerungsprotokolle zu hören sind? Eine Geruchsmaschine gibt es übrigens auch: mit Duftstoffen wie "Grillabend" oder "Desinfektionsmittel".

Die Zeitung empfielt andere Museen:

In Berlin kann man sich in der ehemaligen Stasi-Zentrale an der Normannenstraße, in der Mauergedenkstätte Bernauer Straße oder im nahegelegenen Deutschen Historischen Museum über DDR-Geschichte informieren. Wer freilich einen Hauch von "Good bye Lenin!" sucht, musste bislang nach Eisenhüttenstadt fahren: Im Dokumentationszentrum Alltagskultur der DDR, seit 1999 in einer ehemaligen Kinderkrippe der sozialistischen Musterstadt untergebracht, werden vorbildliche Ausstellungen zur ostdeutschen Alltagsgeschichte geboten - stets verbunden mit dem Anspruch, im kleinen Glück die große Bevormundung aufscheinen zu lassen.

>> weiter in der Märkischen Allgemeinen

>> Webseite des DDR-Museums

Ethnologin: Gewerbescheine und Niedrigstlohnjobs statt Sozialhilfe fuer Auslaender

von lorenz am Jul 19, 2006 in Migration Integration, Wir und die Anderen, Arbeit(sleben), Deutschland, Oesterreich, Schweiz • Einen Kommentar hinterlassen »

Serbischen Fluechtlingen geht es in Italien besser als in Schweden obwohl sie in Italien fast keine finanzielle Unterstuetzung erhalten und fuer einen Hungerlohn arbeiten muessen, schreibt die Ethnologieprofessorin und ehemalige Berliner Auslaenderbeauftragte Barabara John in einem Gastkommentar in der Financial Times Deutschland. Italien als Modell fuer Deutschland? Sie schreibt:

Was fehlt, ist ein legaler Arbeitsmarkt mit Niedrigstlöhnen, wo Zuwanderer auch mit geringen Deutschkenntnissen und Qualifikationen - seit 2005 gibt es die Verpflichtung, 600 Stunden Deutsch zu lernen - die ersten Jahre verbringen könnten, bis sich die Berufschancen verbessern.

(...)

Ist es wirklich nicht zumutbar, die künftigen Einwanderer ganz großzügig mit Arbeits- und Gewerbeerlaubnis auszustatten und die Arbeitsfähigen unter ihnen auf den Arbeitsmarkt zu verweisen? Das würde freilich nur gelingen, wenn die Tür zur vollen Versorgung erst einmal geschlossen bliebe. Dieser harte Einstieg könnte abgefedert werden, indem Arbeitnehmern und Arbeitgebern für die ersten drei Jahre die Sozialabgaben von öffentlichen Kassen erstattet würden. Dabei könnten alle gewinnen: die Migranten und die Gesellschaft.

>> weiter in der Financial Times

Dies ist natuerlich ein sehr kontroverser Vorschlag und ihre Ansichten bzgl Arbeit und Integration wirken idealisiert. Jungle World hat in einem Portraet die "zwei Seiten" der Auslaenderbeauftragten beschrieben: Einerseits setzt sie sich fuer die Rechte von Migranten ein und scheut es nicht, sich mit der Polizei anzulegen. Auf der anderen Seite war sie verantwortlich fuer Gesetze, die die Rechte von Fluechtlingen aushoehlte.

>> zum Text Lasst uns singen und nützlich sein. Barbara John feiert ihr 20jähriges Dienstjubiläum als Ausländerbeauftragte in Berlin

Auf Qantara.de gibt es einen guten Text von ihr zum Kopftuchverbot Eine fahrlässige Debatte. Die Vertreibung kopftuchtragender Musliminnen aus der Berufswelt ist längst in vollem Gange. Lesenswert auch ihr Text Managing Diversity in Städten und Stadtteilen – eine Zukunftsaufgabe

Kindesmissbrauch bei den Aborigines: Kultur als Vorwand

by lorenz on Jul 19, 2006 in Urbevölkerungen und Minderheiten, Wir und die Anderen, Ozeanien AUS / NZ, Konflikt Gewalt • Leave a comment »

(via anders deutsch) Viele Ethnologen benutzen das Wort Kultur so wenig wie moeglich oder gar nicht mehr. Oft verschleiert dieser Begriff mehr als dass er erklaert. Oft wird der Begriff naemlich missbraucht. Ein aktuelles Beispiel war in der gestrigen taz zu lesen ueber Kindesmissbrauch bei den Aborigines: Sowohl die Bleichgesichter wie auch die Taeter unter den Aborigines selbst benutzen Kultur als Vorwand - die Weissen um die Aboriginees zu attackieren, die Taeter um ihr kriminelles Verhalten zu legitimieren:

Viele Verbrechen blieben nicht nur ungeahndet, sondern würden von den Tätern und Entscheidungsträgern in den Aboriginal-Gemeinden unter Hinweis auf "Traditionen der Männer" entschuldigt.

"In den "Talkback"-Sendungen der kommerziellen Radiostationen liefen die Telefone heiß. Moderatoren und Hörer attackierten die rund 300.000 australischen Ureinwohner mit offen rassistischen Bemerkungen.
(...)
Der nationale Gesundheitsminister Tony Abbott schlug vor, nicht funktionierende Aboriginal-Gemeinden in Zukunft "paternalistisch" zu verwalten. Einzelheiten nannte er nicht, aber die Idee tönt sehr nach weißen Administratoren für schwarze Siedlungen. Die mehrheitlich regierungsfreundliche Presse jubelte.

Kultur ist ein wichtiges politisches Werkzeug geworden - gerade auch fuer Urbevoelkerungen im Kampf um ihre Rechte. Nicht zuletzt deshalb faellt es den Tätern (oft Männer mit großer Autorität) leicht, das Kultur-Argument einbringen. Sie werden von anderen Aborigines angeklagt, ihre Macht zu missbrauchen: "Sex mit Kindern war nie akzeptabel. Unter traditionellem Recht wäre eine solche Tat sofort mit dem Tod bestraft worden."

Wie in vielen anderen Faellen, ist "Kultur" keine Erklaerung:

Fachleute sind der Meinung, der Grund liege vor allem beim Alkoholmissbrauch und der sozialen Verwahrlosung ganzer Gemeinden. Nicht selten sind in einer Familie Angehörige von drei Generationen konstant unter Alkohol- und Drogeneinfluss.

Wie Urmila "anders deutsch" Goel schreibt:

Das hört sich nicht nach 'Kultur' an, das hört sich eher nach den Folgen von Rassismus, Diskriminierung und Marginalisierung an. Aber wie in 'Deutschland' ist es auch in 'Australien' einfacher, die 'Kultur' der 'Anderen' als Sündenbock zu stilisieren als an die wirklichen Ursachen des Problems zu gehen.

>> zum Bericht in der taz

Kuerzlich hat Ethnologe John Morton zu der Problematik Stellung bezogen:

Ever since Europeans first came to Australia, public views of Aborigines have veered between two extremes. Aborigines have been promoted either as disgusting savages or as admired paragons, uncivilised riff-raff or as noble bearers of their culture - bad or good, but never ordinary.
(...)
There are many people both inside and outside Aboriginal communities who recognise that there are big problems in Aboriginal affairs. It’d be good if they could all be allowed to get on with the job of finding appropriate solutions to those problems without “culture” getting in the way.

SIEHE AUCH:

Aboriginees in Australia: Why talking about culture?

The Culture Struggle: How cultures are instruments of social power

Ehrenmorde: Ist Kultur ein mildernder Umstand?

Die ethnologische Kritik am Kultur-Konzept

Verbesserte Version des Ethnologie-Forums

by lorenz on Jul 18, 2006 in Internes • Leave a comment »

Das Ethnologie-Forum auf antropologi.info ist erfreulicherweise in letzter Zeit eifrig genutzt worden. Nun habe ich eine neue Version mit Spam-Schutz installiert. Dieser Spam-Schutz betrifft nicht-registrierte Forum-Nutzer, die nun mit einer Rechen-Aufgabe herausgefordert werden (z.B. 45+18), bevor sie einen Beitrag veroeffentlichen koennen. Solche Anti-Spam-Massnahmen sind inzwischen gang und gaebe im Netz, da Spammer saemtliche Foren, Blogs und Gaestebuecher mit ihrer Werbung fuer Viagra u.a. zumuellen.

Dank des Spam-Schutzes funktioniert nun wieder die Email-Funktion: Wenn Du Deine Email-Adresse angegeben hast, koennen Dir andere Forum-Nutzer via Kontaktformular eine Mail schicken.

Registrierte Nutzen koennen einander PMs (persoenliche Mitteilungen) innerhalb des Forums versenden.

>> zum Forum

Zidane's Kopfstoss: Helfen ethnologische Erklärungen weiter?

by lorenz on Jul 18, 2006 in Wir und die Anderen, Sport, Kultur Tradition, Konflikt Gewalt • Leave a comment »

Warum hat Zidane Materazzi im Finale der Fussball-WM mit einem Kopfstoss zu Boden gebracht? Warum hat er ihn nicht geboxt, getreten oder geschlagen? Ethnologe Thomas Hauschild macht sich ein paar Gedanken ueber - in seiner Ansicht - "eine der emblematischsten und faszinierendsten Szenen der jüngsten Kulturgeschichte". Fast alle Konfliktlinien, die die Gegenwart prägen, so der Ethnologe euphorisch, lassen sich dort studieren.

Solche Worte lassen erstmal aufhorchen: Sind nun wieder Ethnologen dabei, zu kulturalisieren, Handlungen ueberzuinterpretieren? Doch die Ausgangsfrage ist durchaus legitim, und wir alle - oder viele unter uns - werden uns wohl ueber Zidanes Kopfstoss gewundert haben. Fuer Mittelmeerethnologen, so Hauschild, ist dieser Kopfstoss gar nicht ueberraschend. Im "mediterranen Ehrbegriff" spielen naemlich Kopfstoesse (und Hornsymbolik) eine zentrale Rolle. Doch den Kopfstoss allein mit dem Konzept der Ehre zu erklaeren greift zu kurz. Genauso wichtig, so Hauschild weiter, ist es, den Klassenbegriff mit in die Analyse einzubringen.

Der Ethnologe schreibt:

Die zum Ziegengehörn gereckten Finger signalisieren, daß das Gegenüber sich benimmt wie ein Ziegenbock - die mächtigeren Böcke lassen nach der Begattung auch jüngere Männchen an ihre Weibchen heran. Ein Klatscher der linken Hand gegen den rechten Oberarm, manchmal verbunden mit nach hinten gebogenen Fingern aber signalisiert den Widder. Sein Kopfstoß ist bei Hirten zu Recht gefürchtet und trifft jeden, den er zu nah bei seinen Weibchen sieht.
(...)
Zidane verpaßte also dem Italiener einen Widderstoß: Zidanes Kopfstoß wandelt die klassischen Themen der Ehrsymbolik virtuos in ein internationales Fußballdrama um.

(..)

Er hat vielleicht gehandelt wie ein algerischer Hirte, aber er hing dabei nicht am langen Faden der Tradition, sondern er hat als moderner selbstbewußter Aufsteiger gehandelt, der am Endpunkt seiner Karriere Zeichen setzt. Die Zeichen gelten nicht islamischen Moralaposteln, sondern in paradoxer Weise auch einem Teil jener Kinder, derentwegen er sich nun wieder so schämen muß.

Es sind die Kinder aus den Banlieues. Es sind also nicht die auf ihre Ehre bedachten Kinder der algerischen Hirten, um die es geht. (...) La Castellane, der von Migranten und ihren Nachfahren bevölkerte Vorort von Marseille, aus dem Zidane stammt, ist der primäre räumliche Bezugspunkt seines Aktes im Olympiastadion, nicht Algerien allein oder der Mittelmeerraum an sich.

[Zidane hat] allen Franzosen und der Welt gezeigt, daß man sich als "beur" nicht alles gefallen lassen muß, daß man sich wehren kann.

>> weiter in der Faz

SIEHE AUCH:

Hauschild: "Wir müssen begreifen, was es heißt, als Muslim im Westen zu leben"

(aktualisiert) Mit in Kongo dabei: Noch eine Bundeswehr-Ethnologin

by lorenz on Jul 18, 2006 in Afrika, Kultur Tradition, Arbeit(sleben), Konflikt Gewalt • 1 comment »

"Für den Einsatz hat die blonde Frau mit dem Pferdeschwanz erstmals ihre Zivilkleidung mit einer Uniform getauscht", lesen wir im FuldaInfo ueber Bundeswehr-Ethnologin Barbara Muck. Sie ist "seit der Verlegung der ersten deutschen Soldaten in den Kongo mit dabei", um "den Soldaten vor Ort die völlig andere Umgebung nahe zu bringen und kulturellen Missverständnissen vorzubeugen": Nur nicht zu stark Händeschütteln, Vorsicht mit Hierarchien, sagt sie.

Und dann lesen wir dies:

Den Bundeswehrsoldaten versucht die Ethnologin, deren Spezialgebiet der Sudan ist, zu verdeutlichen, dass in der afrikanischen Tradition sich die Menschen gern mit starken Führungspersönlichkeiten identifizierten. Entsprechend hart fallen dann die "Wahlkämpfe" aus, wenn verfeindete Lager aufeinandertreffen. In dieser Gemengelage hängt vieles davon ab, dass die Kongolesen die Eufor-Truppe als neutral wahrnehmen.

So ist die Ethnologin viel in Uniform auf den Straßen unterwegs und geht auf die Menschen zu. "Musik, Fußball und Kirche", so ihre Einschätzung, bestimmen das alltägliche Leben. Deshalb wurde für die Informationstour der Eufor-Soldaten schon ein Jingle produziert, der die Einsätze auf der Straße begleitet. Und "ganz im Kleinen" nimmt Mück einfach mal einen Ball mit, wenn sie eine Schule besucht.

>> weiter bei FuldaIfo

Komischerweise konnte ich keine Infos ueber die Ethnologin im Netz finden. Ist der Name falsch geschrieben?

Sie ist nicht die einzige Ethnologin, die mit der Bundeswehr kooperiert. Vor sechs Wochenkuerzlich hatten wir hier die Ueberschrift Deutsche Ethnologin hilft der Bundeswehr (handelte um Anna-Maria Brandstetter)

UPDATE: Der Name scheint faktisch falsch geschrieben zu sein. Bei riemer-o-rama hats sogar ein Bild von jener Barbara Mück. Eine kurze Google-Suche ergab, dass von der Truppen-Ethnologin ein interessanter Text ueber ethnologische Deutschlandforschung im Netz ist.

Fremde Feinde: Von Ethnologen und ihren Informanten

by lorenz on Jul 12, 2006 in Kultur Tradition, Bücher, Feldforschung • Leave a comment »

"Selten wird so frank und frei über persönliche Erlebnisse mit Informanten und Nachbarn berichtet", schwaermt Achim Sibeth in seiner Besprechung des Buches "Fremde Freunde. Gewährleute in der Ethnologie". Hier erzählen Ethnologen von Erfolg und Misserfolg bei der Kontaktaufnahme mit Informanten in Indonesien, Burkina Faso, Kuba, Indien, Nepal und auf den Philippinen.

>> weiter im Journal Ethnologie

Bereits vor einem knappen Jahr wurde das Buch im Deutschlandfunk besprochen. Da erfahren wir konkreteres. Zum Beispiel ueber Verwirrungen und Missverstaendnisse im Feld, und ueber Tabus. Es ist z.B. nicht ratsam, Viehhirten in mehreren afrikanischen Gesellschaften zu fragen, wie viel Stück Vieh sie besässen:

Die Frage, wie viel Stück Vieh die Familie besäße, erscheint uns harmlos. In der Kultur der Ovambo aber - und vieler afrikanischer Völker - berührt die Frage ein Tabu. Manchmal schließen sich dann die Türen für Besucher aus dem Norden.

(Ich nehme an, hiesige Informanten wuerden aehnlich reagieren, wenn ein Ethnologen sie fragen wuerde, wieviel Geld sie beseassen).

Romana Büchel und Susanne Loosli die Tücken berichten von der Herzlichkeit, mit der sie in Indonesien aufgenommen wurden:

Als "teilnehmende Beobachterinnen" sind die beiden Schweizerinnen fest verankert im Alltag ihrer Gewährsfrau. Sie helfen der alten Frau (Mia) im Haus und hacken auf ihren Feldern.

"Überraschend erklärt Mia, dass das von mir bearbeitete Feld fortan mir gehören werde. Ich wehre entsetzt ab. Erst nach und nach, als ich (...) vom Verlust der drei Töchter erfahre, realisiere ich die Botschaft, welche hinter ihrer symbolischen Vererbung des Landstückes steckt: Mia hat in uns ihre drei verlorenen Töchter wieder gefunden."

Noch mit 33 Jahren adoptiert, wieder Kind zu werden, stürzt Romana Büchel ein Dilemma.

>> weiter beim Deutschlandfunk

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