antropologi.info - Ethnologie / Sozialanthropologie / Kulturanthropologie Blog

    Nordisk | English | Anthropology Newspaper | Anthropology Journal Ticker | Journals | Kontakt
  • 1
  • ...
  • 8
  • 9
  • 10
  • ...
  • 11
  • ...
  • 12
  • 13
  • 14
  • ...
  • 15
  • ...
  • 16
  • 17
  • 18
  • ...
  • 79

Entfremdende Feldforschung

von lorenz am Feb 25, 2010 in Feldforschung, Magister- und Doktorarbeiten • Einen Kommentar hinterlassen »

Jeanne Labigne ist nicht die einzige Ethnologin, die ihr Hobby zur Magisterarbeit gemacht hat. Doch ihre Feldforschung hat sie von ihrem Hobby entfremdet. “Ich bin durch die Magisterarbeit kritischer geworden", sagt die 28-Jährige im Gespräch mit dem Spiegel. “Ich gehöre nicht mehr dazu.”

Jeanne Labignes Leidenschaft ist/war Streetdance. Vor drei Jahren tanzte sie zusammen mit ihrer Freundin Hanneke im Finale der weltbesten House-Tänzer in Paris: bei “Juste Debout“, dem, so der Spiegel, größten Streetdance-Festival der Welt.

“Viele Jugendliche fühlen sich vom urbanen Tanz angezogen, weil sie anders sein und nicht zum Mainstream gehören wollen", erzählt sie. Nun ist ihr klar geworden das sie genau das sind: Mainstream. Was sie besonders abstösst ist der Leistungsgedanke, das unbedingte Gewinnenwollen.

>> weiter im Spiegel

SIEHE AUCH:

Fremde Feinde: Von Ethnologen und ihren Informanten

“Der geteilte Schmerz ist der Kern jener teilnehmenden Beobachtung”

“Ja zu Sex mit Informanten”

Play as research method

Dance Anthropology: “Even when borders blur, dance movements retain ethnic roots”

Initiationsriten: Merkwürdige Weisse

von lorenz am Feb 25, 2010 in Migration Integration, Wir und die Anderen, Gender, Kultur Tradition, Deutschland, Oesterreich, Schweiz, Konflikt Gewalt • Einen Kommentar hinterlassen »

Rollmöpse, frische Hefe und rohe Schweineleber essen, dann alles mit viel Alkohol runterspülen – Focus schreibt über die Initiationsriten bei Gebirgsjägern in Deutschland. Diesmal sind es mal nicht Einwanderer aus fernen Ländern, die mit “exotischen” Ritualen auffallen, die eine Ethnologin erklären muss.

“Entwürdigende Mutproben und Aufnahmerituale wie bei den Gebirgsjägern sind nichts Singuläres. Ethnologen erkennen in den Initiationsriten eine Konstante der Menschheitsgeschichte", schreibt das Blatt und interviewt Sabine Doering-Manteuffel von der Uni Augsburg.

Wir lesen:

Ursprünglich markiert ein Initiationsritus den Übergang vom Kindes- ins Erwachsenenalter. In den Stammeskulturen stehen die dabei verlangten Mutproben in unmittelbarem Zusammenhang mit überlebenswichtigen Fähigkeiten, zum Beispiel der Jagd. Nach einem solchen Ritus zählt der junge Stammesangehörige als vollwertiges Mitglied der Gesellschaft und übernimmt Rechte und Pflichten, die er zuvor nicht hatte.

„Bei diesen Riten handelt es sich um einen Schwellenzustand“, erklärt Doering-Manteuffel „Die Vorgänge in der Kaserne in Mittenwald zeigen deutliche Parallelen dazu: Die Soldaten geben freiwillig ihren Status ab, lassen sich demütigen und werden dadurch erhöht. Nach dem Ritual gehören sie einer Gemeinschaft Gleicher unter Gleichen an.“ Vor allem in männlichen Gruppen ist das Hauptmerkmal immer das Thema, Gefühle wie Angst, Unsicherheit, Ekel oder Scham, zu überwinden.

Solche Rituale sind besonders bei Gruppen beliebt, die sich als Elite auffassen. Recht krass ging es bis vor kurzem an französischen Elite-Unis zu.

>> weiter im Focus

Die ZEIT hat sich auch dem Thema angenommen und interviewt Männerforscher Ludger Jungnitz über Gewaltrituale in Hierarchien

Mehrere Politiker haben die Bundeswehr-Rituale scharf kritisiert und forderten - typisch Politiker - Verbote.

Der dpa sagte der Ethnologe Guido Sprenger, solche Traditionen könne man nicht verbieten. Ratsamer sei es, die Rituale kontrolliert zuzulassen und zu integrieren:

“Es gibt auch in anderen Organisationen, zum Beispiel manchen Studentenverbindungen, Aufnahme-Rituale, bei denen mit den Novizen recht ruppig umgegangen wird. Das ist aber bekannt. Jeder, der eintritt, weiß, was auf ihn zukommt. Die Bundeswehr ist ein separater Bereich in unserer Gesellschaft, in der andere Werte wie Hierarchie und Unterordnung zählen".

Mittlerweile ist der in Kritik geratene Hochgebirgszug des Gebirgsjägerbataillons 233 der Bundeswehr im oberbayerischen Mittenwald vorübergehend stillgelegt worden.

SIEHE AUCH:

“Der geteilte Schmerz ist der Kern jener teilnehmenden Beobachtung”

Selbstkreuzigung unter Christen: Wenn Religion zum “Theater” wird

Forschungsprojekt untersucht Rituale in Internet

The Value of Rituals

Die faz träumt von edlen Wilden

von lorenz am Feb 25, 2010 in Urbevölkerungen und Minderheiten, Wir und die Anderen, Asien, Andaman-/ Nicobar-Gesellschaften • Einen Kommentar hinterlassen »

“Die Sentinelesen - das isolierteste Volk der Welt", titelt die faz obwohl Ethnologe Pandya (vermutlich Vishvajit Pandya) sich bemüht, die Vorurteile des faz-Journalisten zu widerlegen.

“Sie beschäftigen sich als Ethnologe mit einem Volk, das von unserer Zivilisation vollkommen unberührt geblieben ist.” So beginnt Journalist Alard von Kittlitz das Interview mit dem Ethnologen. Pandya antwortet:

- Isoliertheit und Feindlichkeit sind Begriffe, die uns bei der Konstruktion eines Bildes von den Sentinelesen helfen sollen. Wir träumen darin von der ersten Begegnung mit einem Volk von Wilden. Tatsächlich ist der Golf von Bengalen ein seit Jahrhunderten genutzter Handelsweg. Die Sentinelesen wissen also schon lange, dass es die Außenwelt gibt. Und sie haben eine Vorstellungen davon, wer wird sind. Von Unberührtheit kann keine Rede sein.

Die Sentinelesen sind nicht so aggressiv, wie der Mythos uns glauben machen möchte, sagt er und warnt vor stereotypen Bildern:

- Wir müssen aufpassen, dass wir aus ihnen nicht einen Mythos machen, der eine aus anthropologischer Perspektive verantwortungslose Außenwelt neugierig auf die „Steinzeitmenschen“ macht. Man kann die Sentinelesen schon jetzt auf Youtube sehen, christliche Websites erkennen in ihnen die letzten Kinder Gottes. So lange wir sie nicht weiter erforschen, bleiben sie Projektionsfläche und passive Opfer der modernen Welt. Ein kontrollierter Zugang hingegen würde nicht nur unser Verständnis der eigenen Vergangenheit fördern. Vielleicht würde er auch dazu führen, dass die Sentinelesen die Entscheidung über ihre Zukunft selber treffen dürfen.

>> weiter in der faz

SIEHE AUCH:

Ethnologen kritisieren Berichterstattung über “isolierte Urwaldvölker”

Die SZ und die Ureinwohner: Gestrandet im vorsintflutlichen Evolutionismus

“Wie findet man Naturvölker?”

“Good story about cannibals. Pity it’s not even close to the truth”

Neuperlach: Wie Schule, Eltern und Medien "Ausländerprobleme" schaffen

von lorenz am Feb 8, 2010 in Migration Integration, Wir und die Anderen, Grenzüberschreitend, multikulturell, Bücher, Deutschland, Oesterreich, Schweiz, Stadtforschung • 1 Kommentar »


Der Münchner Stadtteil Neuperlach. Bild: Altweibersommer, flickr

Viertel mit vielen Ausländern haben nicht immer den besten Ruf. Ghetto und Gewalt - so zeigen die Medien auch den Münchner Stadtteil Neuperlach. Die Sueddeutsche interviewt Veronika Knauer, die ihre Magisterarbeit in Ethnologie über Neuperlach geschrieben hat.

Knauer, die selber in Neuperlach aufgewachsen ist, aber nicht mehr da lebt, ging folgenden Fragen nach: Wie nehmen die Neuperlacher ihr Viertel wahr? Welche Rolle spielt für sie Herkunft? Wie erleben sie das Zusammenleben mit Menschen unterschiedlicher kultureller Hintergründe?

Ihre Studie zeigt wie das Denken in kulturellen Kategorien ein Produkt der Erziehung ist. Für Kinder gibt es die Kategorie “Ausländer” nicht, erzählt sie:

Ich habe eine vierte Klasse beim Unterricht beobachtet und sie kurze Aufsätze schreiben lassen zum Thema “Mein bester Freund oder meine beste Freundin“. Das Ergebnis war überraschend: Die Kinder denken überhaupt noch nicht in den Kategorien “Ausländer – Deutsche“ oder “Wir – Die“, wie die Älteren.

Diese Kategorien werden durch die Schule, die Eltern und die Medien erst erzeugt. Gerade durch den Lehrplan werden solche Denkweisen sehr stark vermittelt: Hier wird oft von “den deutschen Kindern“ und “den ausländischen Kinder“ geredet, wenn auch meist im Zusammenhang mit Integration. Da heißt es dann “Wir müssen die ausländischen Kinder integrieren“ oder es werden Themen diskutiert wie “Welche Kultur haben ‘Die’, welche Kultur haben ‘Wir’?“.

Die erwachsenen Bewohner lehnen das durch die Medien vermittelte Bild Neuperlachs als sozialen Brennpunkt ab. Sie sind der Meinung, dass es mit Ausländern keine Probleme gibt. Die Kategorien “Wir – die Anderen", so Knauer weiter, sind dennoch in den Köpfen der Menschen fest verankert.

Veronika Knauer ist eine der Autorinnen des Sammelbandes “München migrantisch – migrantisches München. Ethnographische Erkundungen in globalisierten Lebenswelten”, der heute abend in München vorgestellt wurde. Ihr Aufsatz heisst „Learning Ethnicity – Oder: Wie nehmen die Bewohner Neuperlachs ihre multikulturelle Wohnsituation wahr?“ Der Band wird herausgegeben von Sabine Hess und Maria Schwertl.

>> zum Interview in der Sueddeutschen (Link aktualisiert 3.6.18)

Sabine Hess leitete die Ausstellung Crossing Munich über Migration in München.

SIEHE AUCH:

Einwanderung, Stadtentwicklung und die Produktion von “Kulturkonflikten”

Kosmopolitismus statt Multikulturalismus!

In Darkest Leipzig - Ethnologiestudent erfolgreich mit Buch über Leipziger Clans und Stämme

Feldforschung am Tresen: Magisterarbeit über Münchens Bierstüberl

“Punk-Gesetz eine Schande” - Kulturwissenschaftler studierten Grazer Punk-Szene

Integrations-Studie: Der nationale Diskurs grenzt aus, der lokale schliesst ein

von lorenz am Jan 28, 2010 in Migration Integration, Globalisierung, Europa, Islam, Deutschland, Oesterreich, Schweiz, Artikel und Papers, Zeitschriften • 1 Kommentar »

Sie sind überzeugte Hamburger oder Berliner, doch sehen sich nicht als Deutsche. Das zeigt die Studie “At Home in Europa - Muslims in Europa” des Londoner Open Society Institute. In elf europäischen Städten untersuchten Forscher die Identifikation muslimischer EinwohnerInnen mit der Mehrheitsgesellschaft.

Rund 70% der Muslime in Berlin und Hamburg sind Lokalpatrioten und identifizieren sich mit ihrer Stadt. Doch nur 25 Prozent der Befragten betrachten sich als Deutsche. Und nur 11 Prozent sind der Meinung, auch von anderen als Deutsche angesehen zu werden.

Beim nationalen Zugehörigkeitsgefühl der Muslime erzielte Deutschland den niedrigsten Wert, England den höchsten. Selbst unter in Deutschland geborenen Muslimen in Berlin fühlen sich nur 35% als Deutsche. Dagegen sehen sich 94 Prozent der in England geborenen Muslime in Leicester als Engländer.

Die Integration in Deutschland funktioniere lokal vor Ort, nicht jedoch auf nationaler Ebene, kommentiert Ethnologe Werner Schiffauer, der auch an der Studie teilnahm. Der nationale Diskurs grenze aus, der lokale schliesse ein, so Schiffauer in der taz:

“Während der nationale Diskurs abstrakte Fragen wie Werte und Voraussetzungen von Zugehörigkeit in den Fokus stellt, geht es lokal um pragmatische Fragen von Partizipation und praktischem Zusammenleben.”

Die Studie, so Schiffauer in der Berliner Umschau widerlege den weitverbreiteten Eindruck, Muslime wollten sich „ausgrenzen“. Der Grossteil der Befragten würde gerne in ethnisch und kulturell gemischten Wohngegenden leben. Die Vermutung, dass vor allem Araber und Türken nicht integriert werden wollen, sei falsch.

Einen wesentlichen Grund für die schlechte nationale Integration sehen die Forscher im exklusiven, deutschen Staatsbürgerrecht, schreibt der Tagesspiegel. Etwa die Hälfte der Muslime in Berlin könne keinen Einfluss auf die Politik nehmen oder ihre Stadtteile mitgestalten,

Diskriminierung sei eine bedeutende Barriere für die Integration, können wir in der Studie nachlesen, die gratis im Netz zum Herunterladen zur Verfügung gestellt wurde. Die Forscher empfehlen unter anderem, Hasskriminalität und rasistisch motivierte Taten genau zu registrieren.

Besonders in Deutschland, wo noch das Blut-und-Boden-Prinzip vorherrscht, sind Reformen des Staatsbürgerrrechtes notwendig. Es solle einfacher werden, die Nationalität seines Wohnlandes anzunehmen. “Being German means ethnicity, that’s why I can’t be German, but I can be a German citizen”, so ein Informant. Auch “Ausländern” sollte das Wahlrecht garantiert werden, so die Forscher der Studie.

>> Download der Studie und diverser Zusammenfassungen (!)

Es wäre schön, wenn alle Forschungsergebisse so leser- und medienfreundlich aufgearbeitet und nicht - wie sonst üblich - in oft schwer zugänglichen Papirbüchern versteckt würden.

SIEHE AUCH:

“Germans stick to the ethnic definition more than any other European nation”

Werner Schiffauer zum Mord an Marwa El-Sherbini: “Islamophobie reicht bis in die Mitte der Gesellschaft”

Ethnologe: Muslimhetze und Finanzkrise sorgen für Boom des Islamic Banking

Neue Studie: Islamisches Gemeindeleben in Berlin

Kosmopolitismus statt Multikulturalismus!

Buchbesprechung: Unser merkwürdiger Umgang mit “Fremdem”

Widerlegen Vorurteile über Suchtkranke

von lorenz am Jan 28, 2010 in Wir und die Anderen, Deutschland, Oesterreich, Schweiz, Stadtforschung • Einen Kommentar hinterlassen »

Berner Ethnologen haben in fünf Schweizer Städten den Alltag Suchtkranker studiert, meldet Pressetext Schweiz. Sie fanden heraus, dass Informationsstand über diese Menschen gering ist und von Vorurteilen geprägt ist.

“Oftmals hören diese Menschen den Zuruf, sie sollten doch eine Arbeit suchen. Die meisten glauben, sie seien arbeitsunwillig, faul und jung", sagt Ethnologin Corina Salis Gross, die die Studie leitete.

Kaum im Bewusstsein sei allerdings die Tatsache, dass kaum jemand freiwillig auf der Straße lebt:

“Nur sehr wenige wie etwa manche Punks wählen diese Lebensform bewusst, zufrieden ist damit niemand. In der Regel rutscht man hinein durch eine Verkettung biografischer Umstände", so die Ethnologin. Jeder dritte wurde bereits sexuell missbraucht, bei Frauen waren es sogar zwei von drei. Ebenso viele gaben an, wegen Krankheit oder Gewalt bereits einmal “fast gestorben” zu sein. Allgegenwärtig sind psychische und physische Leiden wie Gelenk- und Knochenschmerz, Gefühle der Hoffnungslosigkeit und Einsamkeit bis hin zu Suizidversuchen.

Die Situation der “Randständigen” hat sich laut der Studie in den letzten Jahren verschärft, schreibt die Basler Zeitung. Die verstärkte Imagepflege der Städte und der Ökonomisierung des öffentlichen Raums verdränge die Suchtkranken.

Die fünf untersuchten Städte gehen verschieden mit den Randgruppen um:

Bern etwa hege mit Repression und dem Anbieten von Alternativen ihr Bild als saubere Stadt, in der Sicherheit und Ordnung herrschten, so die Autoren. Chur ignoriere die Randständigen und überlasse sie sich selbst und Zürich halte mit einem liberalen Ansatz die Szenen auf eine stadtverträgliche Weise unter Kontrolle.

SIEHE AUCH:

Fieldwork among homeless heroin and crack users - new book by Philippe Bourgois

Doktorarbeit über Jugendliche “die niemand braucht”

“Punk-Gesetz eine Schande” - Kulturwissenschaftler studierten Grazer Punk-Szene

Study: Drug smuggling as vehicle for female empowerment?

Was suchen Ethnologen im Unterholz der Metropole? Der Zauber der Stadtforschung

Ethnologe fordert Tarifverträge für Lehrbeauftragte

von lorenz am Jan 28, 2010 in Studium Situation an den Unis, Arbeit(sleben) • Einen Kommentar hinterlassen »

Hungerlöhne an den Unis: Ethnologe fühlt sich ausgebeutet, meldeten die Medien vor drei Jahren. Viel hat sich offenbar seitdem nicht geändert. Um Lohndumping an Hochschulen abzuschaffen, sollte ein Wissenschaftstarifvertrag geschlossen werden, fordert nun Ethnologe Magnus Treiber, der einen Streik von freien Mitarbeitern an der Uni München mitorganisierte, in einem Interview mit dem Deutschlandradio.

Es sei wichtig, über die Situation der Lehrbeauftragten zu reden, betont Treiber:

Der Lehrauftrag ist ein Strohhalm, der es einem erlaubt, die Anbindung an eine Universität zu zeigen, der einem Zugang zu anderen Wissenschaftlern erlaubt. Währenddessen bewirbt man sich, publiziert man, schreibt Forschungsanträge und so fort, und das wird nie als eine Zeit wahrgenommen, in der man stecken bleiben darf und stehen bleiben sollte. Nichtsdestotrotz geht ja nicht jede Bewerbung auf, und man ist oft länger in dieser Schleife, als man das vorher plant.

Und deshalb ist es einfach auch wichtig, diese Phase zu thematisieren und den Menschen auch klarzumachen, es geht anderen ähnlich wie euch, und das ist eine Phase, in der wir trotzdem gute Arbeit leisten und gute Arbeitsbedingungen und ein gutes Entgelt einfordern dürfen.

>> zum Interview im Deutschlandradio

SIEHE AUCH:

Weiterhin Hungerlöhne an den Unis: Ethnologe fühlt sich ausgebeutet

SZ ueber Ethnologen-Protest: “Nachwuchswissenschaftler arbeiten zum Nulltarif”

Bildungsstreik: Seminar für Ethnologie in Halle besetzt

Petition gegen Streichungen: Münchner Ethnologiestudierende erzielen erste Erfolge

Exzellenzinitiative bedroht Geisteswissenschaften

Ethnologe: Muslimhetze und Finanzkrise sorgen für Boom des Islamic Banking

von lorenz am Jan 9, 2010 in Islam, Politik / Oekonomie • 2 Kommentare »

Milliarden fliessen zu Banken mit Scharia-Garantie titeln mehrere Schweizer Zeitungen heute und verweisen auf die Forschung des Ethnologen Stefan Leins von der Uni Zürich.

Der hat nämlich auf der Webseite der Uni einen Artikel mit dem medienfreundlichen Titel Muhammad als formidabler Risikomanager verfasst. Da erklärt der Ethnologe den Boom des Islamic Banking.

Banken, die nach islamischen Prinzipien wirtschaften, haben von der Finanzkrise und der Diffamierung des Islams nach 9/11 profitiert. Zum einen weil diese Prinzipien die Banken krisenfester machten (u.a. Handel mit Schuldpapieren ist verboten), zum andern weil man durch islamische Investitionen “die Zugehörigkeit zum Islam auf moderne Art und Weise” demonstrieren kann.

In Europa gibt es immer mehr der Banken, die nach islamischen Prinzipien wirtschaften, besonders in Grossbritannien. In der Schweiz agiert die Faisal Private Bank seit dem Jahr 2006 als einziges Finanzinstitut vollständig nach den Regeln der Scharia. Daneben verfügen auch die UBS, die Credit Suisse und die Privatbank Sarasin über “islamkonforme Angebote für ihre Kunden", so der Ethnologe.

Leins hat seine Lizarbeit über Islamic Banking geschrieben. Für seine Feldarbeit reiste er nach Bahrain sowie zu Konferenzen in London und Istanbul. Zur Zeit bereitet er seine Doktorarbeit zum islamischen Finanzmarkt vor. Im Frühjahrssemester 2010 leitet er an der Uni Zürich das Seminar “Anthropology of Finance – Der Finanzmarkt aus ethnologischer Sicht”.

>> Stefan Leins: Muhammad als formidabler Risikomanager

In Deutschland wird in diesem Monat die erste islamische Bank eröffnet - in Mannheim. Der konservative christliche deutsche Politiker Mann Löffler hat kürzlich islamische Banken gelobt. Die “ethische Verwahrlosung” der Bankenlandschaft erfordere neue Lösungen, meint er und da seien “Halal Banken” ein möglicher “dritter Weg zwischen Kapitalismus und Sozialismus". Denn bei denen gebe es weder Zinsen noch Spekulation, siehe Artikel in der Sueddeutschen “Erste islamische Bank. Mit dem Segen Allahs im Ländle”.

SIEHE AUCH:

Wirtschaftswissenschaften haben versagt - Ethnologen in die Volkswirtschaft!

Used anthropology to predict the financial crisis

How anthropologists should react to the financial crisis

Anthropologist Explores Wall Street Culture

Financial crisis: Anthropologists lead mass demonstration against G20 summit

  • 1
  • ...
  • 8
  • 9
  • 10
  • ...
  • 11
  • ...
  • 12
  • 13
  • 14
  • ...
  • 15
  • ...
  • 16
  • 17
  • 18
  • ...
  • 79

Suche

Neueste Beiträge

  • Was ist Natur? Wer darf über sie bestimmen? Kulturanthropologen erforschen die Rückkehr des Wolfes
  • "Je diverser die Gegend ist, um so weniger hat sie mit Landflucht zu kämpfen"
  • Was haben Corona-Hamsterkäufe mit der AIDS-Epidemie zu tun?
  • Migrationspolitik: "Abgelehnte Asylbewerber sind die perfekten Ansprechpartner"
  • Wozu Arbeit, Stress und Hierarchien? Vergessener Klassiker wieder erhältlich

International

  • More dangerous research: Anthropologist detained, beaten, forcibly disappeared in Egypt
  • When research becomes dangerous: Anthropologist facing jail smuggles himself out over snowy mountains
  • In Europe, more than two thirds of all academic anthropologists are living in precarity
  • Globalisation and climate change in the High Arctic: Fieldwork in Svalbard, the fastest-heating place on earth

Neueste Kommentare

  • Ute Hartmann am Neue Übersicht für Stellenangebote und Ankündigungen
  • ulrichdietl am Was ist Ethnologie? Eine schöne Definition
  • Sandra am Die zweifelhalften Kampagnen von Survival International
  • Rosie Sohns am Die zweifelhalften Kampagnen von Survival International
  • Tina Turner am antropologi.info endlich handyfreundlich

Categories

  • All

Nur Ergebnisse behalten, die zu Folgendem passen:

XML-Feeds

  • RSS 2.0: Beiträge, Kommentare
  • Atom: Beiträge, Kommentare
What is RSS?

User tools

  • Admin

©2021 by Lorenz Khazaleh • Kontakt • Hilfe • Free CMS